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8. Die Weiber von Weinsberg.
Seinen das heilige Abendmahl. Danach legte er sich müde unter einen
Baum. Da wurde er durch wildes Geschrei erweckt. Bewaffnete Heiden
eilten unter Anführung eines Priesters herbei. Denn Adalbert hatte
einen den Göttern geweihten Raum betreten, dem bei Todesstrafe kein
ungeweihter Fuß nahen durfte. Sieben Speere richteten sich gegen seine
Brust, und bald sank er, von den Lanzen durchbohrt, blutend zu Boden.
In der Nähe des Städtchens Fischhausen, nicht weit von der Küste,
soll Adalbert den Märtyrertod gestorben sein. Sein Todestag ist der
23. April 997.
8. Die Weiber von Weinsberg.
Man sagt, die Frauen lieben den Schmuck über alles. Wenn
das auch allgemein wahr wäre, wie sich's denn hoffentlich nicht von
allen glauben läßt, so haben doch im Jahre 1140 die Weiber zu
Weinsberg etwas anderes mehr geliebt als allen Schmuck und alle
Kostbarkeiten. In dem genannten Jahre belagerte der deutsche Kaiser
Konrad, der Dritte dieses Namens, im Kriege gegen den Bayern—
herzog Welf das schwäbische Städtlein Weinsberg, und weil es
sich so hartnäckig verteidigte, so ward der Kaiser Konrad zornig und
gelobte, nach der Eroberung alles, was männlich sei, in dem Städtlein
die Schärfe des Schwertes fühlen zu lassen. Als die Stadt sich nicht
mehr halten konnte, gingen die Thore auf, und eine Gesandtschaft von
Weibern kam heraus ins Lager und unterhandelte mit dem Kaiser um
die Übergabe. Da ward ausgemacht, daß für die Männer zwar keine
Gnade sei, daß aber jede Weinsbergerin bei der übergabe das kost—
barste auf Rücken und Schultern mitnehmen dürfe, und zwar so viel
sie nur tragen könne. Getrost gingen sie zurück, und als am Tage
der Übergabe die Thore sich aufthaten und des Kaisers Heere und
Hofleute nicht anders glaubten, als daß die guten Weiber nichts als
Kasten und Körbe und Bündel von Geld, Kostbarkeiten und Schmuck
tragen würden, — siehe, da hatten die getreuen Weiber eine jegliche
ihren lieben Ehemann auf den Schultern und trug ihn aus dem Thore
der Stadt. Und da man das sah, sprachen etliche von des Kaisers
Leuten, so sei's nicht gemeint, und die Männer müßten alle des Todes
sterben! Der Kaiser aber lächelte ob der frommen Weiberlist, that
den Männern Gnade um der Treue ihrer Frauen willen und sprach:
„Ein königlich Wort, das einmal gesprochen und gesagt ist, soll un—
verwandelt bleiben.“