Full text: Landeskunde des Deutschen Reiches (Teil 2)

IV. Das Norddeutsche Tiefland. 63 
Der Südliche Landrücken (s. S. 62) x) besteht aus niedrigen san- 
digen Plateauhöhen, die durch Flußtäler voneinander getrennt sind. Er beginnt 
mit den Trebnitzer Höhen (260 m) östlich der Oder, setzt sich westlich im Fläming 
(200 in) fort und verliert sich endlich in der Lüneburger Heide zwischen Elbe und 
Aller. Das trockene Sandland umschließt wie ein natürlicher Wall die sluß- und 
seenreiche Niederung des Tieslandes. 
Der Nördliche Landrücken (s. S. 62) zieht längs der Ostseeküste 
durch Preußen, Pommern, Mecklenburg, Holstein und Schleswig. Er besteht wie 
der südliche vielfach aus sandigen, doch breiteren Höhenrücken, deren höchste Er- 
Hebung, der T u r m b e r g bei Danzig, 334 in erreicht. Die größten Ströme der 
Niederung: Oder, Weichsel und Memel durchbrechen ihn in breiten Tälern. Sein 
besonderer Schmuck sind die zahlreichen, oft malerischen Seen, unter denen die 
M ü r i tz und der S p i r d i n g - S e e die größten sind. Hiernach bezeichnet man 
den Nördlichen Landrücken auch als „Baltische Seenplatt e". Stellen¬ 
weise geht der magere Sandboden mit seinen Kiefernwäldern, Kartoffel- und 
Roggenäckern in echte Heide mit Schaf- und Bienenzucht über wie bei Tuchel 
in Westpreußen; anderwärts wechselt der dürre Sand mit sehr ertrag- 
reichem Boden, so besonders in Vorpommern und Mecklenburg. Der 
Nördliche Landrücken zeigt also vielfach andere Beschaffenheit als der Südliche. 
Die Tieflandsmulde zwischen den beiden Landrücken 
(s. S. 61), eine breite, wasserreiche Senke, zieht längs der Warthe und Netze, der 
Havel und Spree von Polen her nach W. und NW. bis zur Lüneburger Heide. Sie 
hat gleich dem Nördlichen Landrücken neben ihren Flüssen noch zahlreiche Seen, 
besonders in Posen, im Spree- und oberen Havelgebiet. Der Boden ist vielfach 
sandig und moorig, aber zumeist kultiviert und für den Ackerbau gewonnen. In 
der Mitte der Niederung verlausen die Hauptverkehrswege, welche die östlichen 
Provinzen Preußens mit den mittleren und westlichen verbinden. 
Wo sich mit diesen wichtigen Linien die Bahnen des nordsüdlichen Verkehrs 
schneiden, kam es zur Entwicklung bedeutender Städte, so von Berlin, Frank- 
surt an der Oder und Posen. 
Die Bewässerung des Ostdeutschen Tieflandes geschieht durch zahl- 
reiche Küstenflüsse sowie durch die M e m e l (russisch Njemen), Weichsel, Oder 
und Elbe. Die letztgenannten Flüsse haben alle für die Schiffahrt große Bedeu- 
tung. Ostelbiens Bewässerung ist reich, streckenweise sogar überreich. 
Die Memel durchbricht im äußersten NO. den Nördlichen Landrücken und mündet 
in zwei Hauptarmen ins Kurische Haff. — Die Weichsel gehört nur in ihrem unteren 
Laufe zu Deutschland; bald nach ihrem Übertritt auf preußischen Boden nimmt sie 
links die Brahe auf und geht nun, den Nördlichen Landrücken durchbrechend, nach N. 
Vor der Mündung teilt sie sich in mehrere Arme, von denen der östliche, der ins 
Frische Haff geht, Nogat heißt. — Die Oder entspringt am Ostabhange des Mäh- 
rychen Gesenkes und tritt schon bei Oderberg aus dem Gebirge in die Norddeutsche 
Tiefebene, der sie größtenteils angehört. Ihre Laufrichtung ist nordwestlich bis zur 
Mündung der Görlitz er Neiße, von da an nördlich. Die Schiffbarkeit der oberen 
x) Landrücken nennt man breite, hügelige Erhebungen von geringer Höhe,
	        
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