Full text: Landeskunde des Deutschen Reiches (Teil 2)

64 Die Deutschen Landschaften, 
Oder leidet durch Versaudung. Im Unterlaufe spaltet sich der Strom in mehrere Arme 
und mündet unterhalb Stettin ins Haff, Nenne die links- und die rechtsseitigen Neben- 
flüsse der Oder nach der Karte! 
Die Elbe entspringt aus der Südseite des Riesengebirges in Böhmen; nach einem 
kurzen südlichen Laufe wird sie gegen W. gedrängt und folgt nach der Vereinigung mit 
der Moldau deren Richtung nach N. Zwischen Tetschen und Pirna durchschneidet sie 
das Elbsandsteingebirge. Bei Meißen tritt sie ins Tiefland ein und behält 
nun im allgemeinen nordwestliche Richtung bei. Der Strom mündet meerbusenartig 
bei Cuxhaven unterhalb Hamburg. Nenne die Nebenflüsse nach der Karte! 
Die Flachheit der Niederung ermöglichte die Verbindung der drei Ströme 
Weichsel, Oder und Elbe durch Kanäle. Weichsel und Oder verbindet der B r o m - 
berger Kanal (durch die Netze), Oder und Elbe der F i n o w -, der Fried- 
rich-Wilhelm- und der Teltow-Kanal (durch Havel und Spree). 
Das Ostdeutsche Tiefland hat kalte Winter und heiße Sommer. Die 
Niederschläge sind im Innern des Landes ziemlich gering (40—50 cm 
mittlere jährliche Regenhöhe), da die Winde schon auf dem Wege über das west- 
liche Deutschland ihr Naß abgegeben haben. Hier herrscht also bereits osteuro- 
päisches Landklima. 
In den nördlichen Provinzen wird hauptsächlich Roggen- und Kartofseldau, 
in Schlesien gemischter Anbau gepflegt. In hoher Blüte stehen namentlich 
Branntweinbrennerei und Pferdezucht. Weite Flächen nimmt 
der Wald ein; daher die zahlreichen Schneidemühlen und der starke Holzhandel. 
Vorherrschend ist der Großgrundbesitz des Adels. Im Ostdeutschen Tieflande waltet 
die Landwirtschaft vor. 
Tie Bevölkerung, früher slavisch, ist jetzt nahezu völlig germanisiert, be- 
sonders durch Einwanderung deutscher Bauern und Bürger. Reste slavischer 
Bevölkerung sind noch die L a u s i tz e r Wenden an der oberen Spree, die 
Polen in Posen und Oberschlesien, die M a s u r e u im südöstlichen Ostpreußen 
und die K a s s u b e n auf der Danziger Seenplatte. Die Litauer stehen 
den Slaven ferner und sind mit den alten „Preußen" sprachverwandt. Die Be- 
Völkerungsdichte ist infolge der ungünstigeren Bodenverhältnisse und der 
wenig entwickelten Industrie ziemlich gering; erst mit der Annäherung an das 
Sudetengebirge wird die Dichte größer, da sich nun auch der Boden bessert und 
lebhaftere Industrie einstellt. 
Zum Ostdeutschen Tieflande gehören die folgenden preußischen Provinzen und 
deutschen Staaten: 
d i e Provinz Brandenburg. Sie liegt in der Mitte der Monarchie, in der Tief¬ 
landsmulde und erstreckt sich von der unteren Netze und Warthe bis zur unteren Havel 
und Elbe. An der Spree entstand Berlin, die Hauptstadt Preußens und des Deutschen 
Reiches, der Einwohnerzahl nach (über 2 Mill., mit seinen 65 Vororten 3,7 Miß.) die dritt¬ 
größte Stadt Europas. Berlin entstand aus den zwei Fischerdörfern Berlin und Kölln. 
Erst 1491 wurde es dauernd die Residenz der Kurfürsten von Brandenburg, dann (1701) 
der preußischen Könige und endlich (1870) der deutschen Kaiser. Dank der Fürsorge seiner 
Herrscher und dank dem Anwachsen der preußischen Monarchie entwickelte sich Berlin all¬ 
mählich zu einer der schönsten und sehenswertesten Städte der Welt mit großen Plätzen,
	        
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