Full text: Leitfaden der mathematischen und physischen Geographie für höhere Lehranstalten

B. Die einzelnen Schichten (Formationen) der Erdrinde. 83 
Gegensatz zu den nördlichen Festländern, die sich allmählich zu einem breiten 
Gürtel um den Nordpol zusammenschlössen, wurde in der Trias der große 
Südkontinent mehr und mehr zerstückelt und sein ehemaliges Gebiet vom Meere 
überflutet. Schon zur Liaszeit trennte sich das indomadagassische Gebiet vom 
afrikanischen Block ab; desgleichen war bereits der östliche Teil des Indischen 
Ozeans vorhanden. Verhältnismäßig spät unterbrach der südliche Atlantische 
Ozean den Zusammenhang zwischen Afrika und Südamerika. 
Die känozoische Periode ist die Zeit des Übergangs vom mesozoischen Zeit- 
alter zur Jetztzeit; sie ist eine Zeit gewaltiger Umwälzung in allen irdischen 
Verhältnissen, wie sich aus folgendem ergibt: 
In der Tertiärzeit erfolgte die Herausbildung der heutigen Festländer und 
Ozeane. Hierbei fanden zahlreiche Hebungen und Senkungen statt, so daß die 
Grenze zwischen Meer und Festland sich wiederholt veränderte. Infolge davon 
wechseln auch in den tertiären Schichten Süßwasser, Salzwasser und brackische 
Bildungen vielfach miteinander ab. Anfangs überwiegen die Meeresablagerungen, 
später herrschen die Süßwasser und brackischen Bildungen vor. Mit Rücksicht 
darauf gliedert man das Tertiär in das ältere Tertiär, auch Paläogen2 
genannt, und in das jüngere Tertiär oder Neogen^. — Die Ablagerungen 
des Paläogen * bestehen in Kalksteinen, besonders Nummulitenkalk5, Sandsteinen, 
hauptsächlich Molasse und Konglomeraten. Die Sedimente des Neogen7 sind 
zumeist Molasse, Sande, Mergel und Tone. 
1 vom griech. kainös — neu. 
2 vom griech. palaiös — alt, und dem Stamme gen — werden — das in alter 
Zeit Gewordene. 
3 vom griech. neos — jung, und gen = das in jüngerer Zeit Gewordene. 
4 Das Paläogen gliedert sich wieder in das Eozäu (v. griech. eos — die 
Morgenröte, und kainös = neu — Morgenröte der neuen Zeit) und das 
Oligozän (v. griech. oligos == wenig, und kainos — das Zeitalter mit wenig 
neuzeitlichen Arten). 
5 Die Nummuliten gehören zu den Foraminiferen (f. Fig. 68, S. 84); sie haben 
ein münzenförmiges Gehäuse, daher ihr Name (v. lat. nummülus — die Münze). 
Nummulitenfchichten, also Schichten von Tieren, die einst im Meere lebten, findet 
man in den Westalpen bis zu 3500 m, im Himalaja sogar bis zu 5O00 m. Es 
gibt kaum ein zweites Beispiel, das die gewaltigen Erdbewegungen der Tertiärzeit 
in so helles Licht setzt wie die Auftürmung der Nummulitenschichten. 
6 vom lat. mollis — weich. 
7 Das Neogen zerfällt wieder in das Miozän (v. griech. meion = weniger, 
und kainös — das Zeitalter der [im Vergleich zum folgenden Zeitalters spärlicheren 
neuzeitlichen Lebewesen), und das Pliozän (V. griech. pleion — mehr, und kainös 
— Zeitalter der zahlreicheren neuzeitlichen Lebewesen). 
euzeit der Krde oder das känozoische1 Zeitalter. 
S Das Tertiärgebirge.
	        
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