Die Balkan-Halbinsel.
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1. Von NW. nach SO. ziehen die dinarischen Alpen, welche eine
Fortsetzung der Ostalpen bilden und der ad riatischen Küste parallel streichen.
Sie bestehen aus mehreren Ketten und enden in dem wilden und öden Berg-
lande von Montenegro (b. h. schwarzer Berg). Dann folgt aus eine
Bodenvertiefung, welche der Drin (zum adriatischen Meere) durchfließt, der
Schar Dagh (d. h. Berg), wieder südlich der Pindus und weiter das
Massengebirge des Parnaß, dessen S.-Abhang zum korinthischen Meer-
busen führt. Dieser schmale Golf trennt die kleine Halbinsel Morea (im
Altertum Peloponnes genannt) von der ganzen Halbinsel fast völlig los;
nur der Isthmus von Korinth hält beide Teile zusammen. — Auf
Moria behält der Tay getus ebenfalls die südöstliche Richtung bei und läuft
in das Kap Matapan aus.
Parallel mit dem Pindus steigt an der Küste des ägäischen Meeres das
mächtige Olympus-Gebirge zu 3000 m empor. In seiner südöstlichen
Fortsetzung liegt die von Gebirgen erfüllte Insel Euböa (Negroponte).
2. Von W. nach O. ist der waldbedeckte Balkän oder Hämns gerichtet,
von dessen W.-Ende sich ein Gebirgszug nach SO. abzweigt: das Rhödope -
Gebirge, die Wasserscheide zwischen der Maritza (im O.) und dem Struma
(im W.). Zwischen letzterem und dem Wardar erstreckt sich die dreizackige
Chalcidice ins ägäische Meer. Auf der östlichsten Zacke liegt der Athos.
Klima und Vegetation. Im S. des Balkän find zwei klimatische
Gebiete zu unterscheiden: der breite Norden (besonders im O.) hat kon-
tinentales Klima; die Winter sind durch die von Rußland eindringenden
Winde empfindlich kalt; und der schmale Süden mit stets mildem Klima
gehört dem Mittelmeergebiet an (s. S. l6). Der Ackerbau wird nicht
sorgfältig genug betrieben und bringt daher weniger ein, als die große Frucht-
barkeit es zuließe.
politisches. Die Bevölkerung der Halbinsel ist sehr gemischt; im S. der
Donau wohnen Serben und Bulgaren (das sind Slaven); am adriatischen
Meere Alb an es en (Nachkommen der alten Jllyrier); im schmalen S. Grie-
chen; dazwischen zerstreut später eingewanderte osmanische Türken, be-
sonders in der Umgegend von Konstantinopel. Die Osmanen und ein Teil
der Albanesen bekennen sich zum Jsläm, die übrigen Bewohner zur grie-
chisch-katholischen Kirche. — Wie der Ackerbau, so liegen auch der
Handel und die Industrie sehr darnieder; nur Teppiche, Rosenöl und
Tabak kommen viel in den Handel.
I. Die europäische Türkei, auch die „hohe Pforte" genannt (von dem
Eingangsthor zum Serm, dem kaiserlichen Palaste), wird von einem Sultän,
(Kaiser) autokratisch regiert. Das Reich ist in diesem Jahrhundert sehr zu-
sammengeschmolzen und besteht nur noch aus Rumelien (Thracien und
Macedonien) und Albanien (im W.). Auch Kreta oder Candia ist tür-
kisch. obwohl ganz von Griechen bewohnt.
Am Marmara-Meer und am Bosporus: MKonstantinopel^, 600 T.
Einw., durch seine Lage zwischen zwei Erdteilen und zwei Meeren zur großen
Handelsstadt wie geschaffen; Osmanen, Griechen und Armenier bilden die
Hauptmasse der buntgemischten Bevölkerung. Das „goldene Horn" scheidet
die Türkenstadt (Stambnl) von den Vorstädten, in denen die Europäer wohnen.
Auf der asiatischen Küste liegt jgjSkütari.
An der Maritza: GAdrianopel.
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