Full text: Weitere erdkundliche Grundbegriffe, Europa, ohne das Deutsche Reich (Teil 2)

C. Überblick. 
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von Wüsten zu sein. Auch reiche Bodenschätze birgt der Erdteil in seinem 
Schoß. 
Die Gebirge Europas, selbst die Hochgebirge, boten keine unüberwind- 
baren Hindernisse und haben bei weitem nicht so trennend gewirkt wie die 
Gebirge anderer Erdteile. 
Die weiten Flachländer ließen viele schiffbare Flüsse und Ströme § 159. 
zur Entwicklung kommen und eröffneten dem Verkehr bequeme Wege. 
Heute haben die Eisenbahnen die Landstraßen, Flüsse und Kanäle stark 
zurückgedrängt. Sie haben alle Hindernisse, die die Natur ihnen in breiten 
Strömen, ausgedehnten, steilen Gebirgen und schwankendem Boden ent- 
gegenstellte, überwinden gelernt. Ein dichtes Eisenbahnnetz überzieht ganz 
Europa. Die Krenzuugspuukte der großen Hauptlinien liegen zum größten 
Teil auf deutschem Boden. 
Die wichtigsten europäischen Linien sind' 
St. Petersburg—Berlin—Paris—Madrid—Lissabon. 
London—Paris—Wien—Konstantinopel. 
London—Köln—Basel—Brindisi. 
Hamburg—Basel—Genua. 
Stöckholm—Berlin—Brenner—Rom—Neapel. 
St. Petersburg—Warschau—Wien—Semmering—Bologna—Rom. 
(Verfolge diese Linien genau nach der Karte!) 
Europa hat ferner den Vorzug, ein gemäßigtes Klima zu besitzen. $ 160. 
Die große erschlaffende Hitze fehlt dem Erdteil. Sein gemäßigtes Klima 
aber regt die Menschen zur Entfaltung aller ihrer Kräfte an, der geistigen 
wie der körperlichen. 
So gewann Europa durch die Fähigkeiten seiner Bewohner die § 161. 
führende Stellung. Ihr Unternehmungsgeist trieb die Europäer in die 
fremden Erdteile hinaus. Mehr als die Hälfte der bewohnten Erde kam 
unter die Herrschaft europäischer Staaten. Dadurch hat Europa kolonisierend 
gewirkt, vielen Menfchen haben die Europäer durch die Mission das 
Christentum gebracht. Freilich haben sich im Laufe der Jahre manche 
Kolonien vom Mutterlande losgelöst und sich selbständig gemacht. 
•v$m westlichen Europa ist die Verdichtung der Bevölkerung bereits so 8 162. 
groß geworden, daß hier Ackerbau und Viehzucht nicht mehr znr Er- 
nührnng und Bekleidung aller Bewohner ausreichen. Daher müssen Ge- 
treide, Fleisch, Wolle, Baumwolle und andere Rohstoffe von Osteuropa 
und fremden Erdteilen her zugeführt werden. Dafür liefert Westeuropa 
Jndustrieerzeugnisse, die der kunstfertige Fleiß aus den Rohstoffen erzeugt, 
in minder kultivierte Länder. Infolgedessen blühen Handel und Industrie, 
und Europa hat daher den größten Anteil am Welthandel. 
Europa steht, gestützt auf die geschichtliche Entwicklung, auf Fleiß, 
Wohlhabenheit und kriegerische Tüchtigkeit, an der Spitze der Menschheit.
	        
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