Full text: Grundzüge (Ausg. A)

§ 140—143. 
Mitteldeutsche Gebirgsschwelle, 
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Bei meist fruchtbarem Boden ist Thüringen größtenteils ein Ackerbauland. Viel- 
fach werden aber auch Salze und Braunkohlen abgebaut. Das Land ist dicht 
bewohnt von den mitteldeutschen Thüringern, die als fleißig, frohsinnig und zu- 
frieden bekannt sind. 
§ 140. Thüringer und Franken stoßen zusammen im Thüringer Walde. 
Dieses Gebirge (Bilderanhang S. 9) zieht als lange, scharf ausgeprägte Kette 
von NW nach SO, wo es sich hochflächenartig zum Frankenwald verbreitert. 
Dieser geht ohne scharfe Grenze in die Platte des Sächsischen Vogtlands 
über und verwächst im 80 mit dem hufeisenförmigen Fichtelgebirge, an das 
sich drei große Gebirge anlehnen. Der Höhe nach erreicht das Fichtelgebirge 
im Schneeberg 1050 m, der Frankenwald etwa 800 in, der Thüringer Wald 
im Beerberg fast 1000 in. Wegen seiner weiten, schönen Aussicht ist im 
Thüringer Walde bekannt der Jnselsberg (900 in). Überhaupt ist dieses 
Gebirge wegen seiner Schönheit ein Glanzpunkt Mitteldeutschlands. All- 
bekannt ist die hochragende Wartburg an seinem Nordwestende. Auf seinem 
Rücken bildet der Rennsteig die uralte Grenze zwischen Thüringern und 
Franken. Franken allein bewohnen den Frankenwald und das Fichtelgebirge. 
§ 141. Das Fichtelgebirge ist wichtig für die Abflußverhältnisse Mittel- 
europas. Wie vom St. Gotthard geht von ihm nach jeder der Haupthimmels- 
gegeuden ein Fluß aus: nach X und O die Saale und Eger zur Elbe, uach 8 
die Nab zur Donau, nach W der Main zum Rhein. 
§ 142. Staatlich ist Thüringen mit den politisch zugehörigen Teilen die zer- 
rissenste Landschaft des Deutschen Reichs. Außer Preußen und Bayern haben 
daran noch 8 kleinere Bundesstaaten^, „die mitteldeutsche Staatengruppe" Anteil. 
a) Das preußische Gebiet bildet im W der zerrissene Reg. - Bez. Erfurt, int 
0 der Reg.-Bez. Merseburg, der jedoch noch weit ins Tiefland reicht (Prov. 
Sachsen). Eine ganze Reihe größerer Siedlungen ist hier zu nennen. In der srucht- 
baren „Goldenen Aue" Nordhausen, die Stadt der Brennereien, wichtiger Eisen- 
bahnknoten (Berlin—Kassel, Harzquerbahn). An der südlichen Thüringer Hauptbahn 
(Leipzig—Frankfurt) liegen von preußischen Orten **Ersnrt, die Stadt der Gärtner 
und Samenhändler, von jeher Thüringens größte Stadt, und an der Saale Naum- 
bürg, wo Gärtnerei und Weinbau getrieben werden, und Weißenfels. 
b) Bayrisch sind der Frankenwald und das Fichtelgebirge (Reg.-Bez. Ober- 
franken). Über Hof an der Saale führt die Hauptverbindung zwischen Berlin, Leipzig 
und Nürnberg—München. Ein großer Teil der Bewohner dieser Nordostecke Bayerns 
lebt von Baumwollweberei. 
'§ 143. c) Die mitteldeutschen Staaten, die ihren Ursprung zahlreichen Erb- 
teilungen verdanken, sind folgende: 
1. Das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach mit 3 Hauptteilen: um das 
unterhalb der Wartburg gelegene Eisenach, um die schmucke Residenz Weimar 
und die Universitätsstadt Jena an der Saale, und an der Elster. 
2. Die Herzogtümer Sachsen-Koburg und Gotha mit dem nördlichen Hauptteil 
um Gotha, das wie Weimar und Eisenach an der Leipzig—Frankfurter Eisenbahn 
liegt, und um Koburg südlich vom Thüringer Wald im Maingebiet. 
1 Die kleineren deutschen Staaten sind fast rein evangelisch. 
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