4
B. Allgemeine Erdkunde.
II. Die Bewegung der Erde um die Sonne.
In Wahrheit bewegt sich die Erde in einer länglichrunden Bahn um die
Sonne, und sie vollendet diesen Umlauf in 3651/4 Tagen. Ihre Bewegung
ist also eine doppelte, da sie sich auch um ihre Achse dreht. (Beispiel: Die
Täuzer, die sich um sich selbst drehen und sich zugleich um den Mittelpunkt
des Tanzsaales bewegen.)
Bei vielen Globen steht die Erdachse nicht senkrecht, sondern schief. Der
Grund für diese Darstellung ist der, daß die Erdachse bei der Bewegung
der Erde um die Sonne nicht senkrecht auf der Erdbahn steht, sondern mit
'f Wir verdeutlichen uns diese Erscheinung, indem wir einen Globus, desseu
Achse wir wie die der Erde neigen, einen Umlauf um ein feststehendes Licht
machen lassen Dieses vertritt dabei die Sonne, der Globus die Erdkugel.
a) Am 22. Dezember hebt der Schatten auf der Erde bei 66 V20 nördlicher
Breite an (Fig. 3 a), geht über den Nordpol und endet auf der andem Seite der
Erde bei 66V2° südlicher Breite. Der Nordpol ist am weitesten von der Sonne
abgewendet, die ganze nördliche kalte Zone ist in Schatten getaucht und empfängt
auch bei einer ganzen Umdrehung kein Licht; mithin dauert die Nacht dort 24 Stunden;
der Pol empfängt fast ein halbes Jahr lang keinen Sonnenstrahl. Deutschland ist
»nährend dieser Zeit am weitesten von der Sonne abgewandt, und die Zahl der
Nachtstunden überwiegt dann bei weitem die der Tagstunden: wir haben am 22. De¬
zember den kürzesten Tag und Wintersanfang.
b) Hat der Globus ein Viertel seiner Bahn durchlausen, so endet die Schatten-
grenze genau an den beiden Polen und fällt zugleich mit den Erdmeridianen zusammen;
dies geschieht am 21. März (Fig. 3 0). An diesem Tage haben alle Orte, die auf dem-
selben Meridian liegen, gleichzeitig Sonnenaufgang, Mittag und Sonnenuntergang;
Tag und Nacht sind für die ganze Erde gleich lang: wir haben Frühlings-Tag und
Nachtgleiche und Frühlingsanfang.
c) Im nächsten Viertel der Umdrehung wendet sich der Nordpol immer mehr
der Sonne zu, bis am 22. Juni der ganze Nördliche Polarkreis während einer ganzen
1 Durch diesen Versuch läßt sich der Mangel on einem Tellurium einigermaßen er-
setzen oder seine Vorführung vorbereiten,
s
2. Die Umdrehung der Erde um die Sonne.
Z1.Märs>.
. y
dieser einen Winkel von 661/2°
bildet. Diese Neigung behält
die Erde unverändert bei.
Durch die Schiefe der Erdachse
wird der Wechsel der Jahres-
zeiten und der Wechsel der
Tageslängen bewirkt. Stände
die Erdachse senkrecht, so wür-
den die Tage stets gleich lang,
und ein Wechsel der Jahres-
zeiten würde nicht vorhanden
sein.