Königreich Belgien, — Königreich der Niederlande (Holland). 15
3. Königreich Belgien.
[29500 qkm, 0,7 Mill. @.]
1. Lage, Bodenbildung und Bewässerung. Das kleine Land liegt in
Gestalt eines Vierecks zwischen der Nordsee und 4 andern Staaten. Welchen?
Das s.ö. Dreieck gehört den eisen- und kohlenreichen Ardennen an, die Mitte
dem Hügellande, der N.W. ist ein Teil der niederrheinischen Tiefebene.
In der Richtung von S.W. nach N.O. durchziehen es 2 wasserreiche
Ströme: die von Obstgürten umsäumte Maas und die tiefe Schelde, deren
Mündungen außerhalb des Landes liegen, dazu Äne Fülle von Kanälen.
2. Bewohner und Erzeugnisse. Die durchweg katholische Bevölkerung
zerfällt in die germauischeu Flamingen, in der Ebene, die eine dem Platt-
deutschen nahe verwandte Sprache reden, und in die Französisch sprechenden
romanischen Wallonen, im Berglande. Das Land ist meist fruchtbar und in
der Ebene wahrhaft gartenmäßig angebaut; das Gebirge liefert Eisen und
Steinkohlen, und das Gewerbe leistet namentlich in Linnen- und Metall-
waren Großartiges. So kann das Land die dichteste Bevölkerung uuter
deu Staaten Europas — abgesehen vom Königreiche Sachsen — tragen.
3. Regierungsform und Städte. An der Spitze des Landes steht ein König,
dessen Kicone erblich ist. Von den bedeutendsten Städten liegen:
Im Flachlande: Antwerpen, stark befestigte Handelsstadt an der
Scheide, der 3. Hafen des europäischen Festlandes, durch den auch viele
deutsche Waren gehen. 380000 E. — Die Schelde aufwärts Gent, alte, be-
deutende Handelsstadt, 155000 E. Am flachen Dünenstrande Ostende, sehr
besuchtes Seebad, Überfahrt nach England.
Im Hügellande: Brüssel (Bruxelles), die glänzende, durch Gewerbfleiß,
z. B. in Brüsseler oder Brabanter Spitzen, blühende Hst., wohl als „Klein-Paris"
bezeichnet. 570000 E. S.ö. davon das Schlachtfeld La Belle-Alliance
oder Waterloo, wo Napoleon I. 1815 besiegt wurde.
Im wallonischen Berglande: Lüttich, an der Maas, alte, mit vielen
Türmen geschmückte Stadt, ein Hauptsitz der Tuch- und Gewehrfabrikation.
150000 E.
4. Königreich der Niederlande (Holland).
[33 0 00 qkm, 5,2 Mill. ©.]
1. Lage, Bodcnbildnng und Bewässerung. Schon der Name des
Landes zeigt au, daß es ganz flach ist. Es bildet die N.W.-Ecke der nieder¬
rheinischen Ebene. Ein tief eindringender Meerbusen, als s. Fortsetzung
der Nordsee Südersee benannt, teilt es in zwei Flügel: deu wichtigeren s.w.,
das Mündungsland der Scheide, der Maas und des Rheins, und den
ärmeren n.ö., der bis an den Dollart zieht und viel öde Moore in sich schließt.
Mehr als die Hälfte des Bodens liegt tiefer als der Flutspiegel des Meeres
und ist der See und den Flüssen abgewonnen, gegen die er durch Deiche
geschützt wird. Windmühlen und Dampspumpeu dienen zum Wegschaffen
des andringenden Wassers in das dichte Netz der Flüsse und Kanäle*. Die
1 S. Bilderanhang S. 49.
