Full text: Das Deutsche Reich (Teil 1)

144 II- Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Mitteldeutschlands. 
Welchen Einfluß haben die große Bodenfruchtbarkeit und 
die rege Gewerbthätigkeit auf die Besudelung der Landschaft 
ausgeübt? Infolge^ der günstigen Erwerbsverhältniffe ist die Landschaft 
sehr stark besiedelt. Überall trifft man zahlreiche uud zumeist auch große 
Dörfer au, sowie freundliche Landstädte. Neben diesen haben sich aber in 
der Rheinebene auch volkreiche Mittelstädte zu hoher Blüte entwickelt; ja 
wir finden hier vier bedeutende Großstädte ganz nahe beieinander. 
Wie kommt es wohl, daß an den Ufern des Niederrheins 
die Zahl der Ortschaften nicht so groß ist als anderwärts? Die 
Rheinufer sind sehr niedrig uud vielfachen Überschwemmungen ausgesetzt; iu 
der engen Rheingasse war wenig Raum vorhanden zur Anlage von Ort- 
fchaften; daher liegen die Orte hier dicht beieinander; in der Rheinebene 
stand aber eine weite Fläche offen. Da mied man die gefährlichen Stellen. 
Wie kommt es nur, daß in diesem weiten Ackerbaugebiete 
so viele und so große Fabrikstädte zu finden sind? Durch die 
Bewirtschaftung des fruchtbaren Bodens wurden eine große Anzahl von 
Rohprodukten erzeugt (Tabak, Getreide, Senf, Obst :c.), die man an Ort 
uud Stelle verarbeiteu konnte. Die übrigen Rohstoffe, die nian in den 
zahlreichen Fabriken verarbeitet, können schnell und leicht herbeigeschafft 
werden; denn auf dem Rheine können die großen Seedampfer weit in das 
Innere gelangen, und es sind auch zahlreiche Eisenbahnen vorhanden, durch 
die die Beförderung der Waren erleichtert wird. 
Warum können die großen Dampfer so weit stromans 
sahren? Der Rhein ist in der Ebene sehr breit und tief. Da die Berge 
weit zurücktreten und die Ufer des Stromes sehr niedrig sind, so kann sich 
das Strombett mehr und mehr verbreitern. (Bei Köln ist der Strom 500 na 
breit nnd bei Emmerich sogar 900 in.) Der Strom ist aber auch sehr 
tief, weil er eine beträchtliche Wassermenge aufweist. Dieser Wasserreichtum 
des Niederrheius wird bewirkt durch die zahlreichen großen und kleinen Zu- 
flüsse, die ihm vou dem Schiefergebirge zugehen. Von besonderer Bedeutung 
find Sieg, Wupper, Ruhr, Lippe und Erst. 
Welches Leben mag wohl auf dem Niederrheine herrschen? 
Auf dem Niederrhein herrscht ein äußerst lebhafter Schiffsverkehr. Neben 
zahlreichen Personendampfern fahren Lastschiffe in großer Menge stromab 
und stromauf. Gewaltige Schleppdampfer ziehen lange Nachen, in denen 
Kohlen und Eisen nach den verschiedenen Fabrikorten gebracht werden. Die 
großen Seedampfer, die von Holland rheinaufwärts fahren, bringen Wolle, 
Baumwolle und Tabak. Neben diesen schwimmen zahlreiche Flöße, die aus 
dem Holz des Schwarzwalds und des Spessarts zusammengebaut worden 
sind, rheinabwärts nach Holland hinein. 
Was haben die günstigen Verkehrsverhältnisse zur Folge 
gehabt? Es hat sich hier in der Rheinebene ein lebhafter Handelsverkehr 
entwickelt. Die großen Rheinstädte sind nicht bloß bedeutende Fabrikstädte, 
sondern auch berühmte Handelsplätze. Der Haupthandelsplatz des Nieder- 
rheins ist Köln; hier laufen alljährlich gegen 8000 Schiffe ein und aus. 
Woriu ist die Größe und die Bedeutung Kölns begründet? 
Köln verdankt seine Größe und Bedeutung in erster Linie seiner Lage.
	        
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