Full text: Das Deutsche Reich (Teil 1)

182 II. Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Mitteldeutschlands. 
gestatten ferner die Anlage von Ortschaften. Die Thäler sind von den Be- 
wohnern auch viel mehr besiedelt worden als die Höhen. In den Thälern 
sind die Ansiedelungen vor der rauhen Witterung geschützt; die Verbiudung 
zwischen den einzelnen Orten ist eine leichtere und bequemere; hier in den 
Thälern kann auch die Kraft der Gewässer auf die mannigfachste Weise aus- 
genützt werden. 
Warum tritt auf dem Thüringer Walde der Ackerbau so 
zurück? Es fehlt vor allen Dingeu die dicke Erdkrume, wie sie sich z. B. 
in unserm Ostkreise findet. Die Erdkrume ist meist slachgründig. An manchen 
Stellen ist eine dickere Ackerkrume vorhanden; aber viele dieser Stellen sind 
für Pflug und Zugtier unzugänglich, weil sie an steilen Abhängen liegen. 
Der Bestellung treten also große Schwierigkeiten in den Weg. Dazu kommt, 
daß der Anbau die Mühe oft nicht lohnt, weil die Erdkrnme von den Ge- 
birgswäffern oft fortgeschwemmt wird. Ferner ist die Witterung dem Acker- 
bau wenig günstig. Viele Pflanzen, z. B. die Getreidearten, bleiben klein, 
kommen sehr spät zur Blüte und daher auch sehr spät zur Reife; oftmals 
ist das Getreide noch nicht eingeerntet, wenn die ersten Schneestürme über 
das Gebirge hinziehen. 
Ausammenfassung: Die Schönheiten des Thüringer Waldes. 
3. Wie kommt es wohl, daß der Thüringer Wald so dicht 
besiedelt ist? 
Tie Schätze des Thüringer Waldes. Der Thüringer Wald ist 
nicht nur reich an Naturschönheiten, er ist auch von der Natur mit mancherlei 
Schätzen ausgestattet. Die ausgedehnten Waldungen, welche das Gebirge 
bedecken, bergen unermeßliche Holzvorräte, die in mannigfacher Weise ver- 
wertet werden können. Auf dem feuchten Waldboden wachsen mancherlei 
Beerensträucher und eßbare Schwämme, welche von den Bewohnern mit 
leichter Mühe gesammelt werden können. Aber auch in seinem Innern birgt 
der Thüringer Wald manch wertvollen Schatz. Reiche Eisenerzlager finden 
sich an verschiedenen Stellen des Gebirges, so z. B. in der Nähe von 
Saalfeld, bei Ilmenau, im Steinachthale, bei Suhl u. a. O.; auch der 
Braunstein wird in großen Mengen gefunden. Reich ist das Gebirge an 
allerlei wertvollen und nützlichen Steinen und Erden. Im südöstlichen Teile 
finden sich bei Lehesten, Gräfenthal u. a. O. ausgedehnte Schieferselsen, 
während in anderen Teilen des Gebirges reiche Lager von Gyps, Thon, 
Porzellanerde und Quarzsand vorhanden sind. 
sachliche Verliesung: Worin ist der Waldreichtum des 
Thüringer Waldes begründet? Das Gebirge weist eine fruchtbare 
Ackerkrume auf; viele Gegenden des Gebirges können dem Ackerbau nicht 
dienstbar gemacht werden, weil sie für Pflng und Zugtier unzugänglich sind 
und weil das Klima den Feldfrüchten nicht zuträglich ist; man hat diese 
Gebirgsgegenden darum der Forstwirtschaft dienstbar gemacht. 
Welche Bedeutun g haben die ausgedehnten Waldbestände 
für die Bewohner? In den ansgedehnten Wäldern finden zahlreiche
	        
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