Full text: Das Deutsche Reich (Teil 1)

3. Die oberrheinische Tiefebene. 
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Sachliche Vertiefung: Woher hat die Landschaft ihren Namen? 
Die Landschaft ist eine Tiefebene und breitet sich zu beiden Seiten des 
Rheines aus, daher rheinische Tiefebene. Am Rhein erstreckt sich aber weiter 
abwärts, wie die Karte sagt, noch eine zweite Tiefebene. Diese letztere, die 
sich am Unterlaufe des Rheinstromes ausdehnt, liegt tiefer als die Tiefebene 
am Mittelrhein, denn der Rhein fließt ja nach dieser Richtung hin. Diese 
Tiefebene am Niederrhein ist also die untere, jene dagegen die obere. Ihren 
Namen hat fie also nicht von ihrer Lage, sondern vom Gegensatz zu der 
Tiefebeue am Unterlaufe des Rheines erhalten. 
Welche Ausdehnung mag diese Ebene wohl haben? Die 
oberrheinische Tiefebene ist viel breiter als die fruchtbare Saalaue Thüringens; 
fie ist nicht überall gleich breit; denn die Gebirge treten an manchen Stellen 
näher an den Rheinstrom heran, manchmal treten sie weiter zurück. An 
den breitesten Stellen beträgt die Ausdehnung von Westen nach Osten un- 
gefähr 40 km, d. i. 10 Stunden. Die Ausdehnung von Süden nach Norden 
beträgt ungefähr das achtfache der westöstlichen Breite, also 309 km, d. i. 
75 Stuuden. Sie ist ungefähr 16 mal so groß als uuser Ostkreis. 
Wie kommt es nur, daß wir hier mitten im Gebirgslande 
eine solche Tiefebene finden? Die oberrheinische Tiefebene ist nicht 
entstanden wie das Mnldenthal nnd wie die Saalaue oder wie die Thäler 
anderer bekannter Flüsse, die durch das Wasser ausgewaschen sind. Die Tief- 
^bene stellt eine Versenkung dar. Vor tausend und abertauseud Jahren war 
die weite Ebene noch mit Gesteinsschichten ausgefüllt. Da bildeten sich infolge 
der fortschreitenden Abkühlung der Erdrinde zahlreiche Risse und Spalten. 
Es hoben sich zu beiden Seiten aus dem Juuern der Erde die Urgesteine 
und bildeten die Gebirge, die jetzt zu beiden Seiten die Ebene begrenzen; 
gleichzeitig aber stürzten die Gesteinsschichten in der Mitte ein und bildeten so 
zwischen den beiden Gebirgsreihen einen tiefen und breiten Graben. Dieses 
weite Becken füllte sich später mit Wasser, und so entstand hier ein See. 
Wie kommt es aber, daß dieser See verschwuudeu ist? 
Dieser See wurde im Norden durch den Huusrück und Taunus, die damals 
noch nicht geschieden waren, abgeschlossen. Das Wasser des Sees floß durch 
die Wetterau nach der Weser hinüber. Da erhob sich hier das Vogels- 
gebirge und versperrte dem Wasser den Ausweg. Nun bahnte sich das 
Wasser einen anderen Ausweg, indem es das Gebirge, das im Norden vor- 
gelagert war, durchsägte. So entleerte sich der große See nach und nach 
und die weite Ebene wurde freigelegt. • In ihre Mitte grub sich dann der 
Rheinstrom sein Bett. 
Zusammenfassung: Lage, Ausdehnung und Entstehung der ober¬ 
rheinischen Tiefebene. 
2. Hat diese deutsche Landschaft den Ehrennamen auch verdient? 
Die Siedelungen in der oberrheinischen Tiesebene. Die ober- 
rheinische Tiefebene hat sehr wohl den Ehrennamen „das deutsche Paradies" 
verdient. Sie ist sehr stark besiedelt. Die Karte weist eine ganze Reihe 
von kleinen uud großen Städten aus. Unter diesen befinden sich drei Gro߬
	        
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