Full text: Das Deutsche Reich (Teil 1)

5. Das fränkische Stufenland. 
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in den zahlreichen Schneidemühlen des Gebirges geschnitten und dann von 
Tausenden zu allerlei nützlichen Geräten verarbeitet wird. Die dichten 
Wälder bergen aber noch manches andere, durch das die Bewohner sich Er- 
werb verschaffen können. Dort wachsen Heidel- und Preißelbeeren in großen 
Mengen. Diese werden von den ärmeren Leuten gesammelt und dann nach 
den Städten gebracht. Das Fichtelgebirge ist auch reich au wertvollen Ge- 
steinen, die iu zahlreichen Steinbrüchen gebrochen und verarbeitet werden. 
jGranitplatten der Bürgersteige.) Ebenso beschäftigen sich viele Bewohner 
mit Ackerbau, obwohl er wenig lohnend ist. Sehr viel angebaut wird der Flachs, 
der auch an Ort und Stelle gesponnen nnd zu Leinwand verwebt wird. 
Deshalb ist im Fichtelgebirge auch die Weberei stark verbreitet. Auch im Innern 
birgt das Fichtelgebirge einen wertvollen Schatz, nämlich das Eisen. Daher 
finden wir auch Berg- und Hüttenbau. Die ausgedehnten Wiesen, die mit 
saftigen Kräutern bestanden sind, ermöglichen die Viehzucht, die reichlichen Er- 
trag liefert. 
Warum sind aber die Ortschaften des Fichtelgebirges 
klein? Es fehlt im Fichtelgebirge das Großgewerbe, wie wir es in anderen 
Landschaften gefunden haben. Die Industrie, die sich hier im Fichtelgebirge 
gebildet hat, ist zumeist Hausindustrie. 
Warum hat sich hier im Fichtelgebirge keine bedeutende 
Großindustrie entwickelt? Es fehlt an den Bodenschätzen, namentlich 
an Kohlen. Es ist auch schwer, die fehlenden Kohlen herbeizuschaffen, da 
das Gebirge von dem großen Weltverkehre fast ganz abgeschlossen ist. 
Wie kommt es wohl, daß die Bewohner des Fichtel- 
gebirges sich durch große Arbeitsamkeit auszeichnen? Der 
Boden liefert infolge der rauhen Witterung nur einen kärglichen Ertrag; in 
saurer Arbeit müssen die Bewohner ihm alles abringen. Auch die anderen 
Erwerbszweige erfordern die größte Anstrengung und Ausdauer, wenn sie 
gewinnbringend sein sollen. Die Natur des Landes also hat die Bewohner 
des Fichtelgebirges zur Arbeitsamkeit erzogen. 
Wie kommt es. daß der Ackerbau wenig lohnend ist? 
Es fehlen die Bedingungen, die für das Wachstum und Gedeihen der 
Pflanzen notwendig sind. Es ist zwar ein nährkräftiger Boden vorhanden; 
aber es fehlt die dicke Erdkrume. Auch die Feuchtigkeit ist da, aber es fehlt 
die Wärme. Das Getreide wird daher oft nicht reif. 
Warum wird der Flachs so viel angebaut? Der Flachs 
braucht zu seinem Wachstum eine nährkräftige und feuchte Ackerkrume, die 
im Fichtelgebirge vorhanden ist. Er braucht zu seiner Entwicklung nicht so 
lange Zeit als das Getreide und gelangt viel eher zur Reife als dieses. 
Weshalb hat die Weberei eine so große Ausdehnung 
gefuudeu? Im Fichtelgebirge wird sehr umfangreicher Flachsbau ge- 
trieben. Aus dem Flachs wird Garn gesponnen, und dieses Garn wird zu 
Leinwand verwebt. Die Leinwandweberei ist aber auch aus Wiese und 
Wasser angewiesen; denn Flachs, Garn und Leinwand müssen gebleicht 
werden. Da das Fichtelgebirge reich ist an Bergwiesen und an klaren 
Gebirgsbächen, so konnte auch die Weberei eine so weite Verbreitung 
finden. 
Fritzsche, Handbuch f. d> erdkundlichen Unterricht. 6
	        
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