32 Die Befreiung der Volkskräfte.
trat Österreich zu Tirol noch
Salzburg und andere Gebiete
an Bayern ab, seine letzte Ver-
bindnng mit dem Meere war
es los, auch an Polen mußte
es abtreten. Um 10000 l^Mei-
len wurde das Donaureich er¬
leichtert.
Obenein mußte Franz seine
Tochter Marie Luise seinem
Besieger zur Frau geben. Von
seiner treuen Gemahlin ließ der
Korse sich scheiden, weil sie
ihm den gewünschten Thronfolger
nicht gebar. 1810 im März
war die Trauung. So war das
Band mit den älteren Sou-
veräuen Europas hergebestellt.
Das stolze Habsburg-Lothringer
Haus war ihm verschwägert.
Napoleon war auf der Höhe.
Kapitel IV. Die Erhebung der Völker.
§ i. Die preußifebe Reform.
Trotz des niederschmetternden Eindrucks, den die Niederlagen auf das
Gemüt des Volkes machten, fühlte sich das preußische Volk eigentlich nicht
besiegt. Der preußische Bürger hatte dem hochnäsigen Junker die Niederlage
von Jena geradezu gegönnt. Mit Spott sahen die Berliner die stolzen Militärs
geschlagen zurückkommen, von deren Dünkel sie genug zu dulden gehabt hatten.
Aber das, was nun kam, die Zerstörung des Staates des alten Fritz, die
Schmach des Vaterlandes und dann die ungeheure Not, dies alles löschte
den Gegensatz zwischen Volk und Heer wieder aus. Das ganze preußische
Volk war von der einzigen Empfindung beseelt: bei der ersten Gelegenheit be-
freien wir uns. Es galt die Kräfte zu sammeln. Napoleon ahnte so etwas.
Darum lastete der Druck der Kontributionen so schwer auf der Monarchie.
1000 Millionen Franks wurden neben der Kriegsschuld aus dem Lande
herausgeholt. Mit diesem Gelde führte er den spanischen Krieg. Und erst
die spanischen Kämpfe zwangen ihn, die Truppen bis auf einige Besatzungen
abzurufen.
Während so das Land aus tausend Wunden blutete, ging der König
mit seinen Räten an die Neuschaffung der Volkskraft. Was Friedrich der
Napoleon hei-
ratet Marie
Luise von
Österreich.
Andreas Hofer. Nach dem Gemälde im Schlosse Schenna.