12 Überblick über die Geschichte der Chinesen und Japaner.
er den Anfang des Taohio — das große Studium, soviel als Philosophie.
Schüler gaben Sammlungen seiner Aussprüche heraus. Mag manches gehalt-
volle Korn in diesen Lehren enthalten sein, die Spreu überwiegt, und zur
wirklichen Nahrung sür das Volt wurden sie so wenig, daß die wenigsten
sie kennen. Unglauben und Aberglauben beherrscht bei allem Festhalten an
gewohnten Opfern und Gebeten die Vornehmen wie die Masse. Seit dem
3. Jahrhundert v. Chr. fand die indische Lehre des Buddha oder
Fo (623 v. Chr. geboren. 543 gestorben) im Lande Eingang und zählt
heute wie der Mohammedanismus viele Anhänger; aber die Diener beider
Religionen befolgen vielfach die Lehren derselben nur äußerlich und stehen
nicht weit vom Schamanismus. Um die Mongolen in Ruhe zu halten, heuchelt
die chinesische Regierung dem Buddhismus besondere Hochschätzung, hat sich
aber auch einen Einfluß auf die Wahl des Dalai Lama und des Kutuchta-
Gygen, des geistlichen Oberhauptes, in Lhassa allmählich gesichert.
Geschichte der Chinesen.
Bei dem starren Festhalten des Volkes am Hergebrachten und bei der
patriarchalischen Form der Verfassung fällt es auf, daß die chinesische Ge-
schichte so reich an Staatsumwälzungen und socialen Revolutionen
ist wie kaum eine andere. Ein Hauptgrund für diese Erscheinung liegt an
dem materiell und geistig kraftlosen, allzusehr auf Äußerlichkeiten beruhenden
Regierungssystem und der vielfach gedrückten Lage eines großen Teils der
Bevölkerung. An Stelle des ursprünglichen Lehens- oder Vasallenstaates führte
221 v. Chr. der Kaiser Schihoangti die jetzige theokratisch-centralistische Regie-
rungsform ein. Trotz oder wohl gerade infolge des übertriebenen Grundsatzes
des Gehorsams erhoben sich gegen entartete „Himmelssöhne" Fürsten, Feldherren
oder Vasallen. Daher hat China so viele Revolutionen als Dynastien: 21.
Die ganze ältere Zeit ist sagenhaft. Erst mit dem Kaiser W aus der
ersten Dynastie, der Hia-Dynastie, dem letzten der großen alten Herrscher (2207
bis 1765 v. Chr.), beginnt die geschichtliche Zeit. Unter den Tscheu (1122
bis 255) litt das Reich durch die Einfälle der Tataren und die Kämpfe der
Vasallenstaaten. Die Herrscher von Tschensi bemächtigten sich 255 der Ober¬
herrschaft und behaupteten diese als Dynastie Ts in bis 206. Nach ihnen
haben die Malaien und Inder das LaNd Tsina (arabisch Sina) genannt.
Ihnen gehört auch der bereits genannte Schihoangti an, der zum Schutze
gegen die Einfälle der Barbaren die Nordgrenze des Reiches durch die große
Mauer der 10 000 „Li" (Wanli-tschang-tsching) umschloß. Sie zieht sich
300 Meilen weit vom Busen von Liaotong bis zum Hoangho, hat aber
ihren Zweck nicht erfüllt. In der Zeit der Han (206 v. Chr. bis 263
n. Chr.) erfuhr die Litteratur durch Wuti (141—86) bedeutende Förderung