Full text: Die neue Zeit (Abt. 3)

54 Erster Zeitraum: 1517—1648. 
Fürsten waren sich schon in ihrer Jugend auf der Jesuiten- 
schule zu Ingolstadt begegnet. Der gleiche strengkatholische 
Glaube knüpfte jetzt das Band zwischen ihnen aufs neue. 
Spanien und selbst Sachsen traten ebenfalls auf des Kaisers 
Seite. Alsbald drang ein bayrisches Heer unter Maximilian 
und seinem erprobten Feldherrn Tilly in Böhmen ein. 
Am 8. November 1620 kam es am weißen Berge bei 
Prag zur entscheidenden Schlacht. In einer kurzen Stunde 
wurden die Böhmen, geführt vom Herzoge Christian von 
Anhalt, über den Haufen geworfen. König Friedrich mußte 
entfliehen, und Ferdinand konnte nun ungehindert von Böhmen 
Besitz ergreifen. Es wäre edel gewesen, hätte er im Siege 
weise Mäßigung walten lassen. Aber seine Umgebung drängte 
zur Rache. So ward ein schonungsloses Gericht gehalten: 
eine Reihe böhmischer Edellente und Bürger wurde hin- 
gerichtet; tausende verloren ihr Vermögen; Erpressungen 
und Plünderungen saugten das Land aus; und mit Hilfe 
der Jesuiten war in wenigen Jahren ganz Böhmen zum 
katholischen Bekenntnis zurückgeführt. 
Der pfälzische Krieg. 
Seit dem Siege bei Prag trug sich Kaiser Ferdinand 
mit dem festen Gedanken, dem entthronten Böhmenkönige 
auch die Pfalz zu entreißen. Zunächst verhängte er 
wegen Majestätsbeleidigung und Friedensbruches die Acht 
über Friedrich. Die Union, welcher es obgelegen hätte, den 
Pfalzgrafen zu schützen, brachte es nur zu schwächlichen 
Protesten und löste sich 1621 im Gefühle ihrer Ohnmacht 
ganz auf. Nur einzelne Freibeuter fochten noch für den 
Pfälzer: so der abenteuernde Graf Ernst von Mansfeld, 
der schon in Böhmen mitgekämpft, dann der „wilde" Herzog 
Christian von Braunschweig und der Markgraf 
Georg Friedrich von Baden-Dnrlach. Aber kleine 
Erfolge, welche sie errangen, waren nicht entscheidend. Von 
den Spaniern unter Cordova einerseits, von den Bayern 
unter Tilly andererseits wurden sie aus der Pfalz gedrängt. 
In der Schlacht bei Wimpfen überwand Tilly den Mark- 
grasen; bei Höchst schlug er den Braunschweiger; dann 
nahm er die Städte Heidelberg und Mannheim ein. 
Ein Kriegsgetümmel ohne gleichen verwüstete damals die 
Pfalz. Und hinter den siegenden Heeren zogen die Jesuiten
	        
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