Full text: Vaterländische Handels- und Verkehrsgeographie

Dritter Teil. Die deutschen Kolonien. 
großen Kongo-Staat. Die Kolonie ist i Mill, qkm groß- (2 mal so 
groß als Deutschland) und hat 6 Mill. Einwohner. Neben den 
eingeborenen Suaheli- und Bantu-Negern sind besonders Araber, 
Belutschen und Inder ansässig. Die Zahl der Europäer ist noch sehr 
gering; sie beträgt rund 1300 Köpfe, darunter 965 Deutsche. 
2. Bodenform und Klima. Aus der 90—150 km breiten 
Küstenebene, die ihres von den zahlreichen Sümpfen herrührenden, 
ungesunden Klimas wegen fast gar nicht bewohnt werden kann, steigt 
man stufenförmig zu dem die ganze Sandebene in weitem Bogen 
umspannenden Küstengebirge empor, das im Kilima-Ndscharo 
seine größte Höhe erreicht (6100 m). Dahinter liegen die unab¬ 
sehbaren Hochflächen und Berglandschaften, die sich durchschnittlich 
1800 m erheben und durch ihre Lage (2— io° s. vom Äquator) 
ein tropisches, für den Europäer gesundes Klima aufweisen. 
3. Schätze auf und in der Erde. Große Ur- und Sumpf¬ 
waldungen, auch Steppen und Wüsten bieten die Heimat für Ele¬ 
fanten (Elfenbein) und Nashörner, Löwen, Schakale, Hyänen, 
Giraffen, Büffel und Affen. Die Sümpfe und Flüsse, sowie auch 
die drei großen Seen: Viktoria-Njanza, Tanganjika und Njassa sind 
reich an Flußpferden (Zähne!), Riesenschildkröten (Schildpatt), 
Krokodilen (Haut) und Fischen. Auch der Strauß (Federn) 
kommt im W. vor. 
Neben wertlosen Steppen liegen Gebiete von außerordentlicher 
Fruchtbarkeit. Besonders gedeihen an den Abhängen der Küsten¬ 
gebirge Bananen, Erdnüsse, Erdmandeln und die für uns so 
wichtigen Kokospalmen; auch dem Baumwollbau wird seitens 
der deutschen Kolonialgesellschaft besondere Aufmerksamkeit zu¬ 
gewandt. Der äußere Anstoß hierzu lag in dem Umstände, daß in 
Ägypten diese Kultur mit einem großartigen Erfolge in den letzten 
Jahren betrieben worden ist, so daß jährlich gegen 20 Mill, kg allein 
nach den Vereinigten Staaten ausgeführt werden konnten. Durch 
diese Ausfuhr sind wir aber in ein arges Abhängigkeitsverhältnis zu 
der Union getreten. Während wir nämlich unseren Bedarf an Roh- 
Baumwolle nur zum kleinsten Teil in Brit. Ostindien (61 Mill, kg), 
in Ägypten (34 Mill, kg) und in Frankreich (1 Mill, kg) zu decken 
im stände sind, müssen wir jährlich durchschnittlich dem Zwischen¬ 
händler Amerika für 300 Mill, kg die Summe von 293 Mill. M zahlen. 
Möchte darum die Absicht unserer Gesellschaft mit Erfolg gekrönt 
sein! Das Gelingen würde wesentlich dazu beitragen, unsere Handels¬ 
beziehungen zu den Vereinigten Staaten zu regeln und günstiger als 
bisher zu gestalten, da der Wert, der von Amerika bezogenen Baum¬ 
wolle fast 1/3 der Gesamteinfuhr ausmacht. 
Vanille und Kaffee gedeihen in vorzüglicher Güte. Tabak 
wird in allen Teilen des Schutzgebietes von den Eingeborenen an¬ 
gebaut, die ihn aber fast ausschließlich zur Befriedigung ihres eigenen 
Bedarfes verwenden. Nur ein geringerer Teil wird nach Sansibar aus¬
	        
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