Full text: Erdkunde für Volks- und Mittelschulen

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b) Nicht minder wichtig ist der Einfluß der Lage Deutschlands 
auf seine Kultur. Der Verkehr mit anderen Völkern gab den Deutschen 
Gelegenheit, fremde Erscheinungen zu beobachten und Vergleiche zu 
ziehen. Dadurch wurden sie angeregt, sich die Kulturfortschritte fremder 
Völker zu nutze zu machen. Anderseits haben sie selbst wieder befruchtend 
auf die Kultur der anderen Völker eingewirkt. Deutsche Erfindungen 
und Entdeckungen haben zur Förderuug der Wissenschaft beigetragen, 
und durch deutsche Dichter und Denker, Künstler und Forscher ist die 
Bildung der Nachbarländer wiederholt neu belebt worden. — Infolge 
seiner leichten Verbindung mit der Fremde ist das deutsche Volk freilich 
auch der sogenannten Ausländerei verfallen. Verachtung des Ein- 
heimischen, Nachäffung fremder Sitten und Gebräuche, Verunstaltung 
der deutschen Sprache mit fremdländischen Brocken waren lange Zeit 
herrschend in Deutschland, und erst in unserer Zeit hat man angefangen, 
dieses Unwesen ernstlich zu bekämpfen. 
c) Am vorteilhaftesten erweist sich die zentrale Lage für Handel 
und Verkehr. Mit den meisten Staaten Europas kann Deutschland 
leicht Verbindungen anknüpfen; dazu nimmt der Verkehr der Nach- 
barstaaten untereinander zum großen Teil seinen Weg durch Deutschland. 
Deshalb war Deutschland schon im Mittelalter der Mittelpuukt des 
europäischen Handels (Hansa), und auch in der neuesten Zeit gehört es 
zu den ersten Handelsmächten der Welt. 
2. Deutschlands Bodengestalt und ihr Einfluß auf seine Entwicklung. 
§ 86. 1. Bodengestalt. Während in den meisten übrigen Ländern 
Europas eine Bodenform vorherrscht, z. B. in Rußland das Tiefland, 
in Spanien das Tafelland, zeichnet sich Deutschland durch eine außer- 
ordentliche Vielgestaltigkeit seiner Oberfläche aus. Hohe und 
niedere Bergzüge, Hochebenen, Stufenländer und Tiefebenen wechseln 
miteinander ab. 
2. a) Diese Mauuigsaltigkeit der Bodengestalt begünstigte die Ent- 
Wicklung gesonderter Volksstämme und die Bildung vieler Staaten. 
Die meisten Kleinstaaten gehören dem Mitteldeutschen Gebirgslande an. 
Es ist dies kein Zufall, sondern hängt aufs eugste mit den natürlichen 
Verhältnissen zusammen; denn in keinem anderen Teile Deutschlands gibt 
es so viele durch hohe Gebirgszüge voneinander getrennte Landschaften. 
In gleicher Weife haben sich die beiden größten deutscheu Städten, 
Preußen und Bayern, nur da entwickeln können, wo die Oberslächen- 
gestaltnng einheitlich ist, ersteres in der Norddeutschen Tiefebene, letzteres 
vorwiegend iu dem Gebiet der Süddeutschen Hochebene. 
d) Deutschlands Bodengestalt ist auch für den Verkehr äußerst 
günstig. Am leichtesten waren die Verkehrsstraßen natürlich im Nord- 
deutschen Tieflande und in der Süddeutschen Hochebene anzulegen. Aber 
auch im Mitteldeutschen Gebirgslande stellen sich dem Verkehre nur 
geringe Hindernisse entgegen. Die Gebirge weisen Senkungen, Ein- 
sattelnngen und tief einschneidende Täler auf, z. B. Mährische und 
Bnrgnndische Pforte, Paß von Zabern n. s. w. Es war daher leicht,
	        
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