fullscreen: Geschichte der Neuzeit (Teil 3)

Die Zeit der Restauration. 
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wurden alle übrigen christlichen Staaten Europas eingeladen, 
und sie leisteten auch mit Ausnahme Englands und des Papstes 
Folge. Da aber die heilige Allianz unter dem Einfluss des 
Fürsten Metternich, des leitenden Ministers von Österreich, bald 
in jeder freien Geistesregung einen Rückfall in das Jakobiner¬ 
tum argwöhnte und ihre Verfolgung und Unterdrückung zur 
Aufgabe des Staates machte, so wurde sie die Feindin nicht 
nur der wenigen Anhänger republikanischer Staatsformen, son¬ 
dern auch der gerechtfertigten Bestrebungen, die, namentlich 
in Deutschland und Italien , die Bildung nationaler Staats- 
wesen mit Beteiligung des Volkes an der Regierung zum Ziel 
hatt en. 
I. In Deutschland. 
A. Stimmung- in Deutschland und Verhalten des 
Bundestages. 
Vor allem waren in Deutschland viele edeldenkende, von 
wahrer Vaterlandsliebe erfüllte Männer enttäuscht über das 
verfehlte Staatswesen, welches die Diplomaten des Wiener 
Kongresses im „deutschen Bund“ geschaffen hatten. 
„Wollt ihr keinen Kaiser küren? 
Kommt kein Ritter, heimzuführen 
Deutschland, die verlassne Braut?“ 
sang damals wehmütig Max von Schenkendorf. Die Hüter des 
Gedankens eines einigen, mächtigen Vaterlandes auf verfassungs¬ 
mässiger Grundlage waren besonders zahlreich an den Heim¬ 
stätten deutscher Bildung, den Universitäten, wo die 
Burschenschaften ihn grundsätzlich verfochten. Auch die 
Turn erschaft, die in Berlin schon vor den Freiheitskriegen 
unter dem „Turnvater“ Jahn erstanden war und sich ander¬ 
wärts ausgebreitet hatte, machte die Pflege freien, deutschen 
Volkstums zu ihrer Aufgabe. Freilich wussten sich hier auch 
Leute einzuschleichen, die an den gewaltsamen Umsturz der 
monarchischen Ordnung dachten. 
Darum erregte das Fest, das die deutschen Burschen¬ 
schaften auf Anregung von Jena aus am 18. Oktober 1817 
auf der Wartburg zur dreihundertjährigen Gedenkfeier der 
Reformation und zugleich zur Erinnerung an den Sturz Napoleons 
und der Fremdherrschaft durch die Leipziger Schlacht ver¬ 
anstalteten, Aufsehen und Besorgnis; denn nach der eigent¬ 
lichen Feier wurden hier von übereifrigen Schwärmern, gleich¬ 
wie Luther einst die Bannbulle vor Wittenbergs Thor verbrannt 
hatte, so nun einige Schriften missliebiger Rechtslehrer und 
Symbole des „Gamaschendienstes“ auf einem Holzstoss dem 
Feuer überantwortet. Als dann ein unklarer, fanatischer 
Martens, Lehrbuch der Geschichte. III. j[5
	        
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