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An der buchtenreichen Küste liegt Marseille (marßäj) mit fast V« Mill. Einw.
Es ist die erstö Seehandelsstadt Frankreichs und bedeutend durch ferne Ausfuhr
von Dl, Seife, Parfümerien und Baumwollenwaren. Toulon (tulvng) :st em
starker Kriegshafen. ^ ^ „
2. Die Gebirge Mittelfrankreichs beginnen un Süden mit den Ee-
vennen, die nach Südosten zur Tiefebene steil abfallen. Nach Nordosten
zerteilen sie sich in drei Höhenzüge, deren westlichster das Hochland der
Anvergne (owärnj) bildet. Ans seinen jetzt erloschenen Kratern ergoß sich
einst der flüssige Basalt in solcher Fülle, daß er die Abhänge der Berge
wie mit einem Mantel überdeckte. (Siehe die Abbildung vom Vogelsberg,
Seite 22). Die damals verschütteten Wälder bilden jetzt mächtige Kohlen-
lager. Das Klima dieser Landschaft ist rauh und kalt, das Land selbst öde und
unfruchtbar. Deshalb suchen viele seiner Bewohner als Hausierer und
Erntearbeiter in fruchtbareren Gegenden ihren Erwerb. — Der östliche
Zug des französischen Mittelgebirges hat reiche Kohlen- und Eisenlager,
die namentlich in St. Etienne (ßängt^etienn) eine blühende Eisen- und
Stahlindustrie hervorgerufen haben. Weiter nach Norden folgen die
Eote d'or (föt bor) — Goldhügel, au denen der berühmte Burgunder-
wein wächst, und das Kalkhochland von Langres (langgr).
3. Das Garonnegebiet. Von dem Mittelmeer führt der Kanal
du Midi (du midi) über die Wasserscheide nach Toulouse (tulüs)
an der Garonne (garonn). Diese kommt von den Pyrenäen. (Richtung!)
Von rechts empfängt sie die Abflüsse der Anvergne. Unter dem Namen
Gironde (schiron3d) strömt sie langsam dem Meere zu. Ihre Ufer-
kundschaften sind fruchtbar, die Küstenstrecken am Golf von Biscaya
aber entweder öde Heiden oder kahle Dünen. Sie erinnern an die
Westküste Jütlands und die deutsche Ostseeküste. — Bordeaux (bordo)
an der Gironde ist trotz seiner weiten Entfernung vom Meere Seehafen.
Es hat 1U Mill. Einw. und ist durch seine Weine, Zuckerfabriken und
Schiffswerften berühmt.
4. Loiregebiet und Bretagne. Die Loire (loar) entspringt auf den
Cevennen. Sie ist Frankreichs größter Fluß; trotzdem hat sie für die
Schiffahrt geringere Bedeutung als die Seine (ßän), da sie häufig ihre
Ufer überschwemmt und infolgedessen an Versandung leidet. Am nörd-
lichsten Punkt liegt Orleans (orlös-ng), der Schlüssel zum Seinebecken;
daher fanden 1870 hier heftige Kämpfe statt. (Jungfrau von Orleans).
Tours (tur) und Nantes (nangt) sind Handelsstädte. Die Bretagne
(brötanj) ist gebirgig. Die Bewohner, Nachkommen der Kelten, treiben
Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei. Brest, Kriegshafen.
5. Das Nordfranzösische Becken. Von der Normandie bis zu den
Ardennen und Argonnen und von der Hochfläche von Langres (langgr)
bis zum Kanal erstreckt sich ein weites, von Flußtälern vielfach durch-
zogenes Hügelland. In frühester Zeit bildete es ein tiefes Becken;
später aber wurde es durch angeschwemmtes Land zum Teil aus-
gefüllt. An seiner Ostgrenze erheben sich: der durch seinen Bur-
gunderwein berühmte Höhenzug der Eote d'or, das kahle Hochland
von Langres und die waldreichen Argonnen. Der nordwestlichen
Abdachung des Landes folgt die Seine (ßan) mit ihren Nebenflüssen.
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