Full text: Kurzgefaßtes Lehrbuch der Erdkunde

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c. Das Fürstenthum Montenegro 
Montenegro oder, wie es in der Sprache der Bewohner heißt, Czernagora 
(Schwarzgebirge) ist eine fast unzugängliche Berglandschaft zwischen Albanien, Bos- 
nien und Dalmatien, welche auf 80 □!. ca. 96,000 E, slavischer Abkunft und grie¬ 
chischer Religion enthält. Früher standen diese unter einem Wladika oder Bischof, jetzt 
unter einem Fürsten, welcher durch einen Senat beschränkt wird und die Oberhoheit 
der Pforte anerkennt. Die Montenegriner sind überaus kriegerisch und noch roh, von 
Viehzucht und Jagd mehr als vom Feldbau lebend. Sie haben in vielen blutigen 
Kämpfen ihre Unabhängigkeit von der Pforte bis 1862 behauptet. Ihr Hauptort ist 
Cettlnje. 
3. Das Königreich Griechenland. 
Lage. Größe. Das Königreich Griechenland hat nicht die Aus- 
dehnung des Landes der alten Griechen erlangt. Außer vielen Inseln 
stehen auch seine nördlichen Theile unter türkischer Herrschaft. Es um- 
faßt nur noch den südlichsten Theil der griechischen Halbinsel bis etwa 
39° n. Br., die 7 ionischen Inseln, die westl. Sporaden und die größere 
Zahl der Cykladen, zusammen 910 >ü M. mit ca. l1/^ Mill. E. 
(ca. 1:1480.) 
Bewohner. Die Griechen sprechen ungeachtet ihrer Vermischung 
mit fremdem, besonders slavischem Blute uoch eine Tochtersprache des 
Altgriechischen, die neugriechische, und haben noch manche Grundzüge des 
Charakters ihrer Vorfahren bewahrt. Die vorherrschende Religion ist 
die griechisch-katholische; andere sind geduldet. Wie in der Türkei, so ist 
auch hier der Anbau des Landes noch vernachlässigt; sonst könnte das 
Land einen weit größeren Produktenreichthnm haben. Doch beginnen 
Wein-, Obst- und Oelban sich zu heben; auch Schifffahrt und Handel 
leben wieder auf. Fabriken fehlen gänzlich, der Gewerbfleiß ist gering. 
Die Volksbildung ist noch weit zurück. 
Die Staatsverfassung ist eine constitntionelle, doch fehlt es noch 
immer an einer festen Ordnung und Gesetzmäßigkeit im Staate. Das 
Ränberhandwerk gilt uicht für ehrlos. 
Seiner natürlichen Eintheilung nach zerfällt Griechenland in die 
3 Hanpttheile: Das Festland, Morea und die Inseln. Als kleinere 
Theile werden noch immer die alten Landschaften Attika, Böotien n. s. f. 
unterschieden. Staatlich wird das Land in 14 Nomarchien mit 59 
Eparchien, die wieder in 35 L Demeu (Gemeinden) zerfallen, eingetheilt. 
1. Das Festland (nordwärts vom Isthmus), bei den Alten das eigentliche 
Hellas, heißt jetzt Livadien. Die Hauptstadt des Reiches, Athen, liegt in der 
Landschaft Attila, die beinahe die einzige ganz gesunde Gegend von Griechenland ist, 
während sonst meist überall im Sommer bösartige Fieber herrschen. Die Stadt, 
einst die glänzendste und gebildetste der Welt, war bis vor kurzem ein Haufen 
Rumen, zwischen denen die elenden Hütten der Bewohner standen Jetzt hebt sie sich 
von Jahr zu Jahr, zählt bereits 45,000 E. und hat eine Universität. Unter den 
Ruinen sind die fehenswerthesten die Akropolis, die Burg des alten Athen, mit dem 
Mrthmon, dem Tempel der Schutzgöttin Athene und vielen herrlichen Kunstwerken. 
Aus der Stadt führten die prachtvollen Propyläen in fünf Eingängen zur Burg. — 
Dte ehemaligen Häfen sind meist versandet, daher der Handel Athens unbedeutend, 
'st wieder ein lebhafter Hafenort. Nördlich von Athen liegt das 
^ »rL rat^on- — Das alte Theben und Delphi, dieses am Südwestsuße 
des Mrnastus, waren seither ganz elende Dörfer, die erst jetzt sich allmählich wieder 
yeben. Da wo das Gebirge in alter Zeit — denn jetzt hat sich die Küste auch hier
	        
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