Full text: Kurzgefaßtes Lehrbuch der Erdkunde

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schwemmungen ausgesetzten Flußthäler sind fruchtbar. In einer Ent- 
sernung von 15-20 M. von der Ostküste erhebt sich ein schmales, 
mehr plateauartiges als kettenförmiges Gebirgsland, unter dem Namen 
der blauen Berge, mit der Küste fast parallel laufend, von tiefen 
Thalschluchten durchbrochen, welche an ihrer Mündung durch aufeinander 
gethürmte Felsblöcke versperrt sind; nur wenige Gipfel steigen bis 1250™ 
(4000') auf. Weit höher, mit Gipfeln bis über 2200™ (7000'), erhebt 
sich südlich von den blauen Bergen ein zweites Küstengebirge, die 
weißen Berge oder die Australalpen. 
Die Inseln sind theils ganz niedrig und erheben sich nur wenige 
Meter über das Wasser, theils steigen sie steil zu bedeutender Höhe 
empor. Diese sind vulkanischer Natur, jene sind Korallenbauten. 
Gewässer. Von den Flüssen Australiens sagt ein neuerer For- 
scher: Zur Regenzeit vom April bis August füllen sich ihre Betten meist 
ebenso plötzlich und gewaltig, als die tropischen Regengüsse sich einzn- 
stellen pflegen, in einem Maße, daß einer derselben innerhalb weniger 
Stunden um 30™ gestiegen ist. So werden fast ohne Ausnahme 
die Ufer weit überschwemmt. In der trockenen Jahreszeit, welche ge- 
wöhnlich acht Monate anhält, versiegt der Zufluß, und da die Flüsse 
selten in Quellen ihren Ursprung nehmen, so hören mit ihr die ge- 
sammten Flußsysteme Australiens auf, belebt zu seiu. Daher sehlt 
ihnen die andauernde Kraft, sich ein geregeltes Bett zu graben; an 
jedem Winkel befindet sich eine Sandbank, welche bei vermindertem Zu- 
flusse des Wassers den Fluß zunächst in eine Reihe von Teichen oder 
Seen sich auflösen läßt, bis auch diese, was meistens der Fall ist, ganz- 
lich vertrocknen, so daß z. B. der ganze Staat Süd-Anstralien, mit 
einem Flächenranme so groß wie Frankreich, keinen einzigen Fluß auf- 
zuweisen hat, der im stände wäre, das ganze Jahr hindurch ein Mühl- 
rad zu treiben. Nur der größte Fluß des Kontinents, der Murray 
(spr. Mörreh), der in den östl. Gebirgen entspringt und in dem Schnee- 
Wasser der australischen Alpen zur Zeit des Sommers hinreichende 
Nahrung erhält, gräbt sich sein Bett durch die Wüsten, bildet dicht an 
der Küste den großen Victoriasee und mündet der Kängnruinsel gegen- 
über. Seine größten Nebenflüsse rechts sind der Mnrrumbidgee und 
der Darling. In Westaustralien fließt der Schwanenfluß. 
Klima. Daß der Winter dort in unsere Sommermonate und der 
Sommer in unsere Winterszeit sällt, versteht sich wegen der Lage Austra- 
lieus auf der südl. Halbk. von selbst. Obgleich der größte Theil des Erd- 
theils innerhalb der Zone des Regens und der heißen Zone liegt, so ist 
das Klima doch weit milder als in der alten Welt und in Westindien. Die 
nördlicheren, hier also die wärmeren Gegenden, haben das schwüle tropische 
Klima und zwei durch die halbjährlichen wechselnden Monsoons bedingte 
Jahreszeiten, eine nasse und eine trockene (April bis Oktober). Die südliche, 
der gemäßigten Zone angehörende Halste hat vier Jahreszeiten, ^unter 
denen der Sommer wegen der drückenden Hitze, die zuweilen Thiere 
tödtet und Gras und Gesträuch austrocknet, die unangenehmste, der 
Winter durch die kühle Temperatur und das beständige Wetter die 
schönste und gesündeste ist. Die meisten Inseln haben ein paradiesi- 
sches Klima. 
Nnturerzeugnisse. Von den Produkten des Landes kennen wtr 
erst wenige. Die Berge in der Nähe der englischen Niederlassungen
	        
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