112 III. Die materiellen Grundlagen der deutschen Kultur.
Va Milliarde Tonnen Güter befördert (vgl. stat. Anh. XXIII).
Der Überschuß der Betriebseinnahmen über die -ausgaben betrug
in den letzten Jahren stets über 800 Millionen M., d. h. 5%
und darüber vom verwendeten Anlagekapital. Dieser Prozent-
satz ist bis jetzt von keinem Staate der Erde erreicht worden.
Die zurückgelegten Personenkilometer betragen des Jahres
weit über 30 Milliarden und die Tonnenkilometer über
50 Milliarden.
Unter den beförderten Gütern nehmen die Steinkohlen
einschließlich des Steinkohlenkoks die größte Tonnenmenge ein,
des Jahres über 100 Millionen Tonnen; alsdann folgen die
Bruch- und Bausteine, die verschiedenen Erden und Sande, die
rohen Braunkohlen und die Braunkohlenbriketts (vgl. stat. Anh.
XXIV). Andere wichtige Güter, die verfrachtet werden, sind
Eisen und Eisenerz, Nutz- und Brennholz, Düngemittel, Kartoffeln,
Getreide, Kalk, Eisen- und Stahlwaren, Zement, Mehl und
Mühlenfabrikate. Auch Pferde, Rinder, Schafe, Schweine, Geflügel
und sonstiges Vieh werden jährlich in einem Gesamtgewicht von
5 Millionen Tonnen durch die Eisenbahn befördert.
Neben den Eisenbahnen spielen im Verkehr von Ort zu
Ort die L a n d st r a ß e n noch eine große Rolle. Gewiß hat die
Entwicklung der Eisenbahnen die großen Kunststraßenzüge in den
Hintergrund gedrängt, aber als Saugadern des Eisenbahn-
Verkehrs behaupten sie immer noch eine hervorragende Stelle;
ja in neuerer Zeit ist ihre Bedeutung durch den Automobil-
verkehr beträchtlich wieder in die Höhe gerückt worden. Im
Deutschen Reiche dienen gegen 55000 Kraftfahrzeuge vorzugsweise
der Personenbeförderung und 5000 Kraftfahrzeuge finden Haupt-
sächlich zur Lastbeförderung Verwendung.
Die Anfänge eines geregelten Straßenbaues gehen in Deutsch-
land bis auf das 13. Jahrhundert zurück. Die großartigen
Brückenbauten aus jener Zeit sind Zeuge von der Kunst des
damaligen Straßenbaues. Die Hauptstraßen, bie Deutschland
durchzogen, hatten ihre wichtigsten Knotenpunkte in Nürnberg,
Frankfurt a. M. und Leipzig. Frühzeitig wurden auch die
deutschen Mittelgebirge mit Wegen durchbahnt. Der Thüringer
Wald ist das wegsamste unserer Mittelgebirge geworden. _ Die
erste kunstgemäße Straße wurde 1753 in Schwaben, zwischen
Nördlingen und Öttingen, erbaut. Viel Einfluß gewann der
französische Kunststraßenbau (deshalb auch die Bezeichnung
„Chaussee") und späterhin der englische. Mit der Entwicklung
des Jngenieurwesens hat sich der Straßenbau zu immer größerer
Vollkommenheit ausgebildet. Die deutschen Landstraßen sind
wegen ihrer guten Bauart und wegen ihrer ausgezeichneten
Pflege berühmt und geschätzt. Immer wird für einen Staat
der gute Zustand und die Dichte des Wegenetzes ein
Kulturmaß st ab erstenRanges sein. Nicht ohne Grund ist
das Wegenetz auf den staatlichen Kartenwerken, also auf den