9. Das Klima Deutschlands. 35
Regenzeiten, durch die sich nur tropische und subtropische Klimate
auszeichnen. Darum werden die deutschen Gebiete auch von den
jahreszeitlichen Überschwemmungen verschont, und kommen
Überschwemmungen vor, so sind es nur lokale Katastrophen, ver-
ursacht durch plötzliche Schneeschmelze im Frühling, besonders
wenn ein warmer Südwind einsetzt, oder durch Regengüsse und
zwar entweder sehr starke Wolkenbrüche) oder lang anhaltende,
die bereits nassen Boden vorfinden. Auch gibt es zuweilen für
einzelne größere oder kleinere Gebiete regenreiche Sommer, „nasse
Jahre", die immer auch kalt sind und Mißernten zur Folge haben.
Das Klima wird weiterhin von den barometrischen
„H o ch s" und „Tief s" beeinflußt. Deutschland liegt wesent¬
lich unter der Herrschaft der Tiefdruckgebiete, die der Atlantische
Ozean uns sendet. Darum wehen die häufigsten Winde in
ganz Deutschland und im ganzen Jahre aus Südwest und West,
ebenso ohne Ausnahme im Winter und Herbst, während im Früh-
jähr und Sommer an der Nordseeküste und in Südostdeutschland
Nordwestwinde, im Frühjahr an der Ostseeküste Nordost- und in
Nordostdeutschland Südostwinde an deren Stelle treten. Die Fort-
bewegung der Tiefs (Depressionen) ist sehr schnell, bei uns durch-
schnittlich 27 km in der Stunde (in den Vereinigten Staaten sogar
42 km). Das Wetter im Tiefdruckgebiet ist in der Regel trübe;
nicht selten wehen starke, öfters sogar stürmische Winde. Das
Wetter im Hochdruckgebiet ist meist ruhig, heiter und trocken. Im
Sommer tritt der ungehinderten Sonneneinstrahlung wegen in
der Regel kräftige Erwärmung ein, bei oftmals verhältnismäßig
kühlen Nächten; im Winter hingegen, wo bei der geringen Tage-
länge die Wärmerückstrahlung von der Erde vorwiegt, bringen
die Hochdruckgebiete Kälte, die sich bei Gelegenheit einer ge-
schlossenen Schneedecke zu strengem Froste steigern kann.
Beobachtet man einen Wind lediglich an einem Orte, so kann
man ihm seinen Ursprung nicht ansehen, wie schon die Bibel sagt:
„Du hörest sein Sausen wohl, aber du weißt nicht, von wannen
er kommt und wohin er geht." Der Wind legt nur kurze Strecken
in gleicher Richtung zurück, seine ganze Bahn aber ist gekrümmt;
daher kann eine bei uns als Ostwind auftretende Luftströmung
tatsächlich aus Nordost oder Südost, ein Westwind aus Nordwest
oder Südwest stammen. Ein Ostwind, der in Südost entsprang,
bringt im Sommer heiße, im Winter kalte Luft aus den füd-
russischen Steppen; ein Westwind aus Nordwest ist im Sommer
kühl und regnerisch, im Winter mild und gleichfalls feucht. Die
Windrichtungen haben mithin große klimatische Bedeutung.
Eine Entscheidung über den Verlauf eines Windes kann nur die
„Wetterkarte" liefern, da sie die Bahnrichtung der Luftbewegung
sofort zur Veranschaulichung bringt. Der Gebrauch des modernsten
Verkehrsmittels, des Motorluftschiffs, fetzt die gründliche Kenntnis
und Erforschung der klimatischen Faktoren, insbesondere der Wind-
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