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hinan und vertreiben mit dem Bajonnet die Franzosen aus ihrer letzten
Stellung. Der große Sieg bei Gravelotte ist erkämpft. Zwar ist wieder
viel Heldenblut geflossen; auf jeder der beiden Seiten sind gegen 15 000 Mann
gefallen oder verwundet; aber die Frucht des Sieges ist gewaltig: Bazaine's
ganze Armee wird jetzt von den Deutschen wie von einem eisernen Ringe ⸗
eingeschlossen; sie kann im Felde nicht mehr erscheinen.
341. Die Trompete von Gravelotte.
Freiligrath.
1. Sie haben Tod und Verderben gespie'n:
Wir haben es nicht gelitten.
Zwei Kolonnen Fußvolk, zwei Batterien,
Wir haben sie niedergeritten.
2. Die Säbel geschwungen, die Zäume verhängt,
Tief die Lanzen und hoch die Fahnen,
So haben wir sie zusammengesprengt, —
Kürassiere wir und Ulanen. —
3. Doch ein Blutritt war es, ein Todesritt;
Wohl wichen sie unsern Hieben,
Doch von zwei Regimentern, was ritt und was stritt,
Unser zweiter Mann ist geblieben.
4. Die Brust durchschossen, die Stirn zerklafft,
So lagen sie bleich auf dem Rasen,
In der Kraft, in der Jugend dahingerafft, —
Nun, Trompeter, zum Sammeln geblasen!
5. Und er nahm die Trompet' und er hauchte hinein,
Da — die mutig mit schmetterndem Grimme
Uns geführt in den herrlichen Kampf hinein —
Der Trompete versagte die Stimme!
6. Nur ein klanglos Wimmern, ein Schrei voll Schmerz
Entquoll dem metallenen Munde;
Eine Kugel hatte durchlöchert ihr
Um die Toten klagte die wunde!
7. Um die Tapfern, die Treuen, die Wacht am Rhein,
Um die Brüder, die heut' gefallen,
Um sie alle — es ging uns durch Mark und Bein
Erhub sie gebrochenes Lallen.
8. Und nun kam die Nacht, und wir ritten hintan,
Rundum die Wachfeuer lohten;
Die Rosse schnoben, der Regen rann, —
Und wir dachten der Toten, der Toten!
342. Der Telegraph.
Schubert.
Schon in älterer Zeit verstand man entfernt wohnenden Freunden und
Genossen sich mitzuteilen; man gab diesen, besonders in Zeiten der Not,
ein Zeichen durch Feuer. Wenn indes von einem Hügel zum andern über