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I. Kursus: Deutschland und seine Schutzgebiete.
dagegen steht der mittlere Streifen, das Schwemmland des Rheins
(Geröllboden), an Gunst zurück, so daß die größeren Städte die Ufer
meiden und die Verkehrswege, seit ältester Zeit schon die „Bergstraße",
auf beiden Seiten an den Terrassen liegen. Die Randgebirge ent-
sprechen einander in Bau, Gestalt und Höhe. Schwarzwald und Vogesen
sind waldreiche Gebirge, die von Osten nach Westen von herrlichen Tälern
voller Industrie und Gewerbefleiß durchquert werden. Diese Quer-
täler sind an ihren Ausgängen mit Rebenpflanzungen, die gute Weine
spenden, bedeckt, während sie weiterhin in Obstbaumfülle prangen,
der Nußbäume und Edelkastanien zugesellt sind. Der fette Boden,
vereint mit dem günstigen Klima, erzeugt eine Fruchtbarkeit, wie sie in
Deutschland nicht ihresgleichen hat.
b) Wichtige Ackerbaubezirke sind Baden und Elsaß für unsere Ge-
treidearten. Im Neckarhügelland zwischen Schwarzwald und Oden-
wald wird Spelz oder Dinkel, eine dem Weizen verwandte Getreide-
art gebaut, ferner Raps und Flachs im Elsaß, Hanf im Hanauer Land,
Zichorie im Breisgau, Zuckerrüben bei Straßburg und Darmstadt,
Spargel bei Worms und Mainz. Die bedeutendsten Weinbaubezirke
sind das Ober- und Unter-Elsaß (jährlich etwa 550 000 Iii im Werte
von 16 Mill. Mark). Die Hauptmärkte sind Straßburg, Rappoltsweiler,
Schlettstadt und Zabern. In der Vorderpfalz werden etwa 400 000 Iii
gewonnen, von denen Deidesheimer und Liebfrauenmilch die bekann-
testen sind. Auf Rheinhessen mit dem Rheingau kommen 300 000 hl.
Der herrlichste Wein auf deutschem Boden gedeiht am Südabhange
des Taunus. Fast jeder Ort hat hier einen guten Klang (Rüdesheim,
Aßmannshausen, Johannisberg). Auch das mittlere Baden liefert im
Affentaler und Klingelberger vorzügliche Weine. Schon im 7. Jahr-
hundert wird der Weinbau in der Umgegend von Straßburg urkund-
lich erwähnt, und die im 16. Jahrhundert entstandenen Riesenfässer
(Heidelberger Faß) zeugen von bedeutenden Erträgen. Der im Elsaß,
in Baden und der Pfalz gebaute Tabak wird in Straßburg, Heidelberg
und Mannheim verarbeitet. Das Unter-Elsaß ist auch ein guter Hopfen-
baubezirk. Besonders ertragreich ist der Obstbau. Baden hat etwa
9 Millionen Obstbäume. Am Kaiserstuhl werden jährlich 15—20 000 Ztr.
Kirschen geerntet, die in Brennereien wandern (Schwarzwälder Kirsch-
wasser). Die Obstkammer Badens ist das Nordufer des Bodensees
(jährlich 140 000 Ztr. Apfel). Von den Randgebirgen der Ebene hat
der Schwarzwald das regste wirtschaftliche Leben; schon seit dem 18. Jahr-
hundert ist er der Sitz emsiger Hausindustrie. Der außerordentliche
Holzreichtum ist die hervorragendste Einnahmequelle und hat Veran-
lassung zum Aufblühen einer gewaltigen Holzindustrie gegeben. Schwarz-
wälder Stämme waren in Holland stets gesucht, und die Ausfuhr dort-
hin wird noch unterhalten. Die Forsten liefern Material für Tele-
graphenstangen und Eisenbahnschwellen, mit denen Freiburg i. Br.
bedeutsamen Handel treibt. Aus anfänglicher Hausindustrie hat sich
die Schwarzwälder Uhrenindustrie entwickelt. Schon seit dem Ende
des 17. Jahrhunderts ist dieser Industriezweig hier zu Haus und hat