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k. Die Markgrafschaft Mähren ist das Gebiet der March. Die Bevölkerung
ist überwiegend slavisch (7 Slaven auf 3 Deutsche). Ackerbau, Viehzucht und
schwunghafte Weberei. - Hptst. Brünn, 78.000 E. Oestlich Austerlitz. Drei-
kaiserschlacht 1^05. Zahlreiche Wollspinnereien und Webereien, daher das „öfter-
reichische Manchester." Olmütz (?); Festung; Hochschule.
I. Das Herzogthum Schlesien, an der oberen Oder und Weichsel, von Deut-
schen und Slaven bewohnt. — Troppau ist die wichtigste Fabrikstadt Oesterrei-
chisch-Schlesiens. Teschen vermittelt den Handel zwischen Schlesien, Mähren, Uu-
gern und Galizien.
m. Das Königreich Galizien umfaßt die nördliche Abdachung der Karpaten.
Die Bevölkerung besteht größteutheils aus Polen. Der überaus fruchtbare Boden
erzeugt Getreide im Ueberfluß; galizifche Wolle wird uach Böhmen, Mähreu und
Schlesien ausgeführt; Galizieus Steinsalzlager sind unerschöpflich. Krakau (?),
mit vielen Erinnerungen an die Polenzeit. 50,000 E. Bei Krakan das berühmte
Steinsalzbergwerk Wieliczka ^wjälitschka^, in das man durch 5 nntereinanderlie-
gende Stockwerke hinabsteigt. Hptst. ist Lemberg (?) Unter den 87,«>00 E. sind
35,000 Juden. An der russischen Grenze die Judenstadt Brody mit wichtigen
Messen. 25,000 E
n. Die Südostecke Galiziens bildet das Herzogthum Bukowina >'d. i. Buchen-
land). — Hptst. Czernowitz stschernowjäz) (?); Hochschule. 34,000 E.
o. Das Königreich Ungern ist das von der Karpatenkette eingeschlossene Gebiet,
das im S. von der Dran und dem Marosch begrenzt wird. Hauptwasseradern sind
Donau und Theiß. Die Bevölkerung (i l Mill.) besteht zurHälste aus Deutschen,
Slaven, Walachen und Juden, zur andern aus Ungern. Der Unger, ein
geborener Reiter, ist leicht erregbarer Natur, hochmüthig aber auch großmüchig, ein
Freund äußerer Pracht. Feste Wohnsitze liebt er nicht; recht heimisch' fühlt er sich nur
in den endlosen Steppen zwischen seinen Rinder- und Pferdeheerden. Daher besitzt
Ungern wenig Städte; dafür dorfähnlich angelegte Marktflecken, oft mit 30,000
bis 40,000 E. Der Gewerbfleiß liegt meist in den Händen der Deutschen, der Han-
del in denen der Juden. — An der österreichischen Grenze Presbnrg (?). 47,000 E.
Hier wurden sonst die ungrischeu Reichstage abgehalten und die Könige gekrönr.
Donanabwärts die starke Festung Komorn; am Donanknie Waitzen' Flnßab-
wärts die Hptst. Ofen-Pest (?). Im Ungrischen Erzgebirge die Bergstädte Krem-
nitz, einst Prägstätte der kremnitzer Dukaten, nud Schemnitz mit fast deutscher
Bevölkerung. Oestlich der Theiß in endloser Ebene Debreczin [däbbräzin] mit
großen Jahrmärkten. 50,000 E. Szegedin [jjägädin] (?), der zeitwichtigste Han¬
delsplatz des Königreichs. 75,000 E. Oestlich der Donau Stuhlweißenburg,
einst die Begräbnißstätte der ungrischen Könige- 23,000 E.
p. Zu Ungern gehört außerdem die Woiwodschaft Serbien mit dem Temeser
Banat, zu beiden Uferu der Theiß, südlich vom Marosch. — Inmitten von Sümpfen
die starke FestungTemesvar [tämasdjwar]; 33,000 E. Maria-Thersienstadt,
56,000 E.
q. Das Grvßfürstenthnm Siebenbürgen ist das von der SO.-Ecke der Kar-
paten umwallte Gebiet. Im Westen sitzen Walachen und Ungern; die Süd-
grenze wird von Deutschen, Sachsen, gehütet. — Hermannstädt, zum großen
Theil von Deutschen bewohnt. Wichtiger ist Kronstadt, ein gewerbreicher Han-
delsplatz. 47,000 E.
r. Die Königreiche Kroatien und Slavonien, südlich der Drau, die Heimat
der wandernden '„Slowaken", aber auch der „Kroaten", die einst als grausame und
beutegierige Soldaten gefürchtet waren. — Agram (?), der Hauptmarkt vonKroa-
tien.' Hauptort von Slavonien ist Esseg (?).
8. Die Militärgrenze ist ein schmaler Landstreifen vom Adriatischen Meere
nördlich der Sau und Donau bis zur Grenze der Walachei. Die „Grenzer",
ein Gemisch vieler Stämme, wurden einst zum «chutz gegen die Türken hier ange-
siedelt. Gegenwärtig ist die Grenzdewachnng gegen den Schmuggel und das Ein-
schleppen der Pest gerichtet. Die Wachthäuser, „Tschartaken", sind nie ohne Wache.
Eine Woche dient so der Grenzer dem Kaiser, zwei hat er frei zur Bestellung seines
Ackers. Sold empfängt er nicht, ist aber auch von Abgaben frei. Die Offiziere
sind gleichzeitig die Verwaltungsbeamten. — Die Festungen Peterwardein und
Semnn decken die Donauliuie.