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aller Wissenschaften), ist gegenwärtig der Hauptsitz der ostschweize¬
rischen Bau m w o l l e n i n d u st r i e und hat 32 000 Einwohner.
Den Bodeusee uniziehen mit Rebenpslanznngen und Obstgärten be-
deckte Hügel- und Berglandschaften' nur östlich breitet sich bis
Bregenz die flache, sumpfige Nheinebene aus. Dieser See bildet
das Centrum der 5 angrenzenden Staaten. Von Friedrichs-
Hafen (Württemberg) führt eine Bahn nach Ulm und dem Neckar-
lande, von Lindau (baljr.) eine andere nach Augsburg, Nürnberg,
München. Bregenz (östr.) ist Hafenplatz für das gewerbthätige
Vorarlberg, Konstanz ist der Hafen der Schweiz. Eintragung der
Städte und Verkehrslinien in die Kartenskizze.
II, 2.
Wie sind die Längsfurchen, Längent Haler, der Alpen ent-
standen? Die Erdkruste ist durch den ungeheuere« Seitendruck von 80
nach NW zu mehreren von KW nach NO parallellaufenden Gebirgs-
kämmen zusammengedrängt worden, und so sind die dazwischen liegenden
Falten, Längsfurchen, Längsthäler entstanden.
Warum sind die Hauptkämme der Alpen so sehr gezackt
und zerklüftet? Bei diesen gewaltigen Erdrevolutionen sind vielfach
die älteren (Granit und Gueis) über die jüngeren (Jurakalk und Thon-
schiefer) Formationen gekippt; daher liegen hier die Gesteinsarten von
verschiedener Festigkeit hart nebeneinander. Kalk und Thonschiefer ver¬
wittern leicht, und ihre lockeren Masfen werden dnrch Gletscher und
Regengüsse abgeführt. Granit uud Gueis widerstehen den Angriffen des
Eises und Wassers, und diese Stocke ragen dann als Hörn er, Steil-
münde uud Zackeu empor. Die Seiten der Kämme werden durch die
Fortbewegung der Gletscher, durch die Lavinenstürze uud Regengüsse ge-
furcht, und so entstehen die vielen Qnerthäler, die als Pässe dienen. Die
dem Hauptkamme auf beideu Seiten vorgelagerten Mittelalpe» bestehen
aus Kalk- und Kreideformation.
Warum wachse« trotz des steinigen Bodens ans den Sen-
nen heilsame Kräuter uud nahrhafte Gräser? Über und neben
den unfruchtbaren Schutthalden uud Steingeröllen lagern oft leicht zer-
störbare, zersalleude Thoue, die verwittert, den günstigsten Boden für
fette Alpenweiden liefern. Die dicht daneben liegenden Granitplatten
gewähren keinem Samenkörnchen den Zutritt und die Nahrung zur Eut-
faltuug.
Wie sind die großen Risse und Spalteu iu deu Gletschern
entstanden? Wenn sich die Gletscher durch deu Druck der sich mehrenden
Schnee- und Eismassen abwärts bewegen, so mtscht oft der eine Teil
am rechten steileren Ufer rascher als der andere, der noch dazu durch
einen Felsenvorsprung gehalten werden kann, lind die Eisdecke reißt unter
furchtbarem Krachen.