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Peking (1000000 Einwohner?), „der Hof des Nordens", liegt unweit der chine-
fischen Mauer. Den Kern der Stadt bildet das kaiserliche Hoflager, welches von der
Mandschnstadt umgeben ist; südlich von dieser liegt die Chinesenstadt. — Tientsin
(950000 Einwohner) ist die Hafenstadt von Peking. — Nanking, „der Hof des Südens",
am Jängtfe-kiäng (150000 Einwohner?), war vor Peking eine Zeitlang Hauptstadt des
Reichs. Es ist ein Hauptsitz chinesischer Gelehrsamkeit und Industrie (Seiden- und Baum-
wollenwaren; Nankingstoff nach der Stadt benannt). — Schanghai mit 900000 Einwohnern
und Futschöu mit 640000 Einwohnern, wichtige Hafenstädte. — Känton mit l4/s Millionen
Einwohnern, an der meerartigen Mündung des Sikiang oder Käntonfluffes, hat als
Handelsstadt bedeutend verloren. Die Häfen Tientsin, Känton, Schanghai und Futschöu
sind fremden Schiffen geöffnet. — Vor der Mündung des Sikiang liegt die den Engländern
gehörige Felseninsel Hongkong mit der Hauptstadt Bictoria, über 200000 Einwohner; ihr
wichtiger Freihafen ist der Stapelplatz für den Handel mit Südchina. Früher war die den
Portugiesen gehörige Insel Makao (makäu) für den Handel von großer Bedeutung.
Die Insel Hainau liegt unweit der S.-Küste.
An der Südseite der Halbinsel Schantung hat Deutschland das Gebiet von
Kiautschöu mit etwa 80000 Einwohnern von China erworben. Hauptort ist der
Hafen Tsingtau. — Auf der Nordseite von Schantung liegt der englische Hafen
Wei-hai-wei und gegenüber auf der Halbinsel Liau-tung das russische Port Arthur.
2. Zu den Nebenländern gehören:
a) Die Mandschurei, die Heimat der jetzigen chinesischen Herrscherfamilie, um-
faßt das Gebiet östlich des Chingangebirges; gegen Rußland wird sie durch den
Amur im N. und durch einen Nebenfluß desselben im 0. begrenzt. Der Boden
ist zum Teil fruchtbar und besonders im N. mit herrlichen Wäldern und ergiebigen
Weiden bedeckt. Die Bewohner sind meist Hirten und Fischer. Die wichtigste
Stadt ist Mukden (250000 Einwohner).
b) Die Mongolei, westlich von der Mandschurei, bildet ein Hochland, welches im
inneren Teile Wüste (Gobi oder Schamo) und an den Rändern Steppe ist, die von
Nomaden durchzogen wird. Oasen werden hier von den Flüssen gebildet, welche von
den Bergen herabkommen und in kleinen Steppenseen enden oder versiegen, indem
sie das Land bewässern. — Durch dies Steppen- und Wüstenland führt die uralte
Handelsstraße von Peking nach Maimatsch in, dem russischen Kiachta gegenüber;
das Trampeltier oder das zweihöckerige Kamel hilft den Handelsverkehr vermitteln.
c) Tie Dsungarei oderSungarei, südlich vom Altäi, ist das Quellgebiet desJrtisch.
Die Lücke, welche sich hier zwischen den Randgebirgen befindet, hat die Dsungarei von
jeher zu einem Völkertore gemacht, aus dem die Mongolen öfters hervorgebrochen sind.
— Handelsstädte: Knldscha am Jli, dem Zuflüsse des Balkaschsees, und Urümtsi.
d) Tibet ist das großartigste Hoch- und Gebirgsland der Erde (etwa
1700000 qkm und 1600000 Einwohner), dessen Talflächen meist 4—5000 in
hoch liegen; es wird durch den Himalaja im 8. und den Kuen-lun im N. begrenzt.
Die Einwohner wohnen zumeist im oberen Flußgebiet des Indus und Brahmaputra,
welche hier ihre Quellen haben. Viele und große Seen, unter denen der Tengri-nor
und der Knku-uor die bedeutendsten sind, breiten sich in der Hochgebirgslandschaft
aus. — Die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung ist die Viehzucht.
Die Residenz des Dalai Lama (Priesterkönigs), des geistlichen und weltlichen,
von China ganz abhängigen Beherrschers von Tibet, ist Lhasa (3500 m hoch),
das tibetanische Rom, mit zahlreichen Klöstern.