Full text: Erzählungen aus der Neuzeit (Teil 3)

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Summe Geldes in Pfand erhalten, wollte sie aber nach Rückzahlung der 
Summe nicht herausgeben. Darauf verjagten die Elsässer die burgundischen 
Besatzungen und erhielten Hilfe ütm dem Herzoge von Lothringen und von 
den Schweizern. Jetzt fiel Karl in Lothringen ein und eroberte die Haupt¬ 
stadt Nancy, dann zog er über den Jura und griff die Schweizer mit doppelt 
überlegenen Streitkräften bei Granson am Neuenburger See an. erlitt 
aber hier eine furchtbare Niederlage (3. März 1476). Sein ganzes Heer¬ 
lager mit den reichen, golddurchwirkten Zelten, goldenen Gesäßen, Ringen 
und Diamanten fiel den wackern Eidgenossen in die Hände. Rasch raffte 
der Herzog Karl ein neues Heer zusammen uud erschien ein Vierteljahr 
später wieder im Schweizerland; er erlitt aber bei Murten im Kanton 
Freiburg eine neue, noch viel größere Niederlage. Daraus zog er gegen 
Nancy, weil der Herzog von Lothringen inzwischen diese Stadt zurückerobert 
hatte. Dieser fand jetzt Hilfe von den herbeieilenden Schweizern, und in der 
Schlacht vor Nancy (1477) wurden die Burgunder wieder in die Flucht 
geschlagen; Karl selbst, der ritterlich gekämpft hatte, verlor dabei sein Leben. 
Seine Tochter und Erbin, Maria, wurde die Gemahlin Maximilians, und 
so fiel das große Reich Karls des Kühnen mit Ausnahme des eigentlichen 
Burgund (Bourgogne), welches der König von Frankreich an sich riß, an 
das Haus Habsburg. 
4. Maximilian als Kaiser (1493—1519). Maximilian war schon 1486 
in Frankfurt zum römischen Könige gewählt worden und bestieg nach seines- 
Vaters Tode den Thron zu einer -Zeit, da das Ansehen des Kaisers tief 
gesunken und unter den deutschen Fürsten der Gemeingeist fast verschwunden 
war. Unter diesen Umständen fehlte es ihm nicht an dem guten Willen 
zu helfen, aber an den Mitteln, um erfolgreich einzuschreiten Die wichtigsten 
Neuerungen, welche er vornahm, waren: die Stiftung des ewigen Land¬ 
sriedens, des Reichs kämme rgerichts und des Reichsrates und die 
Teilung Deutschlands in sechs, später zehn Kreise. 
Den ewigen Landfrieden gebot er auf dem Reichstage zu Worms (1495); er 
untersagte damit bei hoher Geldstrafe alle gewaltsame Selbsthilfe (Faustrecht). Bei Streitig- 
feiten sollten die Klagen bei dem Reichskämmergerichte anhängig gemacht werden,, 
welches in demselben Jahre zu Frankfurt feierlich eröffnet wurde; es wurde später nach 
Speyer und 1689 nach Wetzlar verlegt. Der Reichsrat (20 Mitglieder) sollte von den. 
Reichsständen gewählt werden und vom Kaiser unabhängig die Aufrechterhaltung des Land-» 
friedens überwachen. Um die Durchführung der Beschlüsse des Reichskammergerichts, zumal 
gegen mächtige Stände, zu erleichtern, erfolgte auf dem Reichstage zu Köln (1512) die Em- 
teilung der etwa 240 geistlichen und weltlichen Herrschaften und zahlreichen Ritterschaften in 
zehn Kreise. In jedem Kreise sollte der mächtigste Fürst den Frieden schützen und Übertreter 
bekämpfen oder bestrafen. 
Maximilian gilt auch als Begründer der Brüderschaft der „frommen 
(— wackern) Landsknechte", die sich von andern Söldnern durch strengere
	        
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