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trockenen Jahreszeit so hart, daß er Risse und Sprünge bekommt. Aber in
der Regenzeit überzieht sich die Karoo mit einem Teppich frischen Grases
und gleicht einem Meere von Lilien und Orchideen. — Am Ostrand der
dritten Terrasse erheben sich die wasserreichen, fruchtbaren Drachenberge. An
sie grenzt die Kalahä.ri, eine weite, baumlose Hochfläche, die nach Westen
hin in eine Sand- und Steinwüste übergeht. Aus den Steppen der
Karoo und der Kalahari tummeln sich zahllose Antilopen und Springböcke;
Giraffe und Strauß durcheilen die öden Strecken. In den Wiesen-
gründen weiden große Schaf- uud Rinderherden. In der Nähe von
Johannesburg sind reiche Goldfelder entdeckt worden, bei Kim-
berley finden sich Diamanten. Neben diesen letztgenannten Erzeug-
nissen liefert uns Südafrika Wolle, Straußenfedern, Wein und Südfrüchte.
Bewässerung. Die wichtigsten Flüsse sind der Sambesi im Osten,
der Oranje mit dem Baal im Westen. Sie haben ihr Bett tief in den
Sandstein des Tafellandes eingegraben und sind wegen ihrer Strom-
schnellen und Wasserfälle am Rande der Terrassen für die Schiffahrt
größtenteils unbrauchbar.
Das Klima Südafrikas gleicht ungefähr demjenigen Italiens; doch sind die
Jahreszeiten den unfern entgegengesetzt: der Februar ist der wärmste, der Juli
der kühlste Monat. Die Südostwinde bringen vom Meere her Feuchtigkeit, die
sich an den Drachenbergen niederschlägt. Nach Westen hin nimmt die Regenmenge
immer mehr ab; die Westküste ist sogar vielfach regenlos. Das hat seinen Grund
in der sie begleitenden kalten Meeresströmung. Die aus ihr aufsteigenden Wasser-
dämpfe sind kühler als die höheren Luftschichten und können sich deshalb nicht zu
Wolken verdichten.
Bewohner und staatliche Zugehörigkeit. Die Eingeborenen sind
Buschmänner und Hottentotten; ihre Hauptbeschäftigung ist Vieh-
zucht. Europäische Kultur brachten die Holländer hierher, die als
„Buren" Ackerbau und Viehzucht trieben. Sie gründeten Kapstadt,
die Hauptstadt der jetzigen Kapkolonic. Von den Engländern ver-
drängt, zogen sie ans ihren schwerfälligen, mit 10 —20 Ochsen bespannten
Wagen nach Norden und gründeten den Oranje-Freistaat mit Bloem-
fontein (Blüm°) uud die Südafrikanische Republik mit Pretoria. Aber
die reichen Funde an Gold und Diamanten waren die Veranlassung,
daß die Engländer nach hartnäckigem Kampfe auch diese Staaten ihrem
Riesenreiche einverleibten.
§ 139. Deutsch-Südwestafrika (2^2 mal so groß als Preußen mit
der Einwohnerzahl Frankfurts). Der Bremer Kaufmann Lüderitz hatte
an derAngra Peqnßna (d. i. kleine Bucht) eine Niederlassung gegründet und
sie unter deutschen Schutz gestellt. Dieses Gebiet wurde später erweitert,
so daß die Kolonie sich jetzt bis zum Sambesi ausdehnt. Leider ist
der beste Ankerplatz, die Walfischbai, englisch. Der südliche Teil von
Deutsch-Südwestafrika ist regenlos und deshalb unfruchtbar. In der
Mitte, wo etwas Regen fällt, findet sich vorzügliches Weideland. Des-
halb besitzen die Eingeborenen, die Herero und Damara, bedeutende
Rinderherden. Der Norden der Besitzung läßt Ackerbau zu. Die
Straußenzucht hat mau mit Erfolg begonnen. An Mineralien gibt es
Kupfer und Marmor. Die Hauptausfuhrgegenstände sind Schlachtvieh
und Guano, der sich auf den vorgelagerten Jnfelchen findet. — Das