Full text: Erdkunde für Volks- und Mittelschulen

— 136 - 
trockenen Jahreszeit so hart, daß er Risse und Sprünge bekommt. Aber in 
der Regenzeit überzieht sich die Karoo mit einem Teppich frischen Grases 
und gleicht einem Meere von Lilien und Orchideen. — Am Ostrand der 
dritten Terrasse erheben sich die wasserreichen, fruchtbaren Drachenberge. An 
sie grenzt die Kalahä.ri, eine weite, baumlose Hochfläche, die nach Westen 
hin in eine Sand- und Steinwüste übergeht. Aus den Steppen der 
Karoo und der Kalahari tummeln sich zahllose Antilopen und Springböcke; 
Giraffe und Strauß durcheilen die öden Strecken. In den Wiesen- 
gründen weiden große Schaf- uud Rinderherden. In der Nähe von 
Johannesburg sind reiche Goldfelder entdeckt worden, bei Kim- 
berley finden sich Diamanten. Neben diesen letztgenannten Erzeug- 
nissen liefert uns Südafrika Wolle, Straußenfedern, Wein und Südfrüchte. 
Bewässerung. Die wichtigsten Flüsse sind der Sambesi im Osten, 
der Oranje mit dem Baal im Westen. Sie haben ihr Bett tief in den 
Sandstein des Tafellandes eingegraben und sind wegen ihrer Strom- 
schnellen und Wasserfälle am Rande der Terrassen für die Schiffahrt 
größtenteils unbrauchbar. 
Das Klima Südafrikas gleicht ungefähr demjenigen Italiens; doch sind die 
Jahreszeiten den unfern entgegengesetzt: der Februar ist der wärmste, der Juli 
der kühlste Monat. Die Südostwinde bringen vom Meere her Feuchtigkeit, die 
sich an den Drachenbergen niederschlägt. Nach Westen hin nimmt die Regenmenge 
immer mehr ab; die Westküste ist sogar vielfach regenlos. Das hat seinen Grund 
in der sie begleitenden kalten Meeresströmung. Die aus ihr aufsteigenden Wasser- 
dämpfe sind kühler als die höheren Luftschichten und können sich deshalb nicht zu 
Wolken verdichten. 
Bewohner und staatliche Zugehörigkeit. Die Eingeborenen sind 
Buschmänner und Hottentotten; ihre Hauptbeschäftigung ist Vieh- 
zucht. Europäische Kultur brachten die Holländer hierher, die als 
„Buren" Ackerbau und Viehzucht trieben. Sie gründeten Kapstadt, 
die Hauptstadt der jetzigen Kapkolonic. Von den Engländern ver- 
drängt, zogen sie ans ihren schwerfälligen, mit 10 —20 Ochsen bespannten 
Wagen nach Norden und gründeten den Oranje-Freistaat mit Bloem- 
fontein (Blüm°) uud die Südafrikanische Republik mit Pretoria. Aber 
die reichen Funde an Gold und Diamanten waren die Veranlassung, 
daß die Engländer nach hartnäckigem Kampfe auch diese Staaten ihrem 
Riesenreiche einverleibten. 
§ 139. Deutsch-Südwestafrika (2^2 mal so groß als Preußen mit 
der Einwohnerzahl Frankfurts). Der Bremer Kaufmann Lüderitz hatte 
an derAngra Peqnßna (d. i. kleine Bucht) eine Niederlassung gegründet und 
sie unter deutschen Schutz gestellt. Dieses Gebiet wurde später erweitert, 
so daß die Kolonie sich jetzt bis zum Sambesi ausdehnt. Leider ist 
der beste Ankerplatz, die Walfischbai, englisch. Der südliche Teil von 
Deutsch-Südwestafrika ist regenlos und deshalb unfruchtbar. In der 
Mitte, wo etwas Regen fällt, findet sich vorzügliches Weideland. Des- 
halb besitzen die Eingeborenen, die Herero und Damara, bedeutende 
Rinderherden. Der Norden der Besitzung läßt Ackerbau zu. Die 
Straußenzucht hat mau mit Erfolg begonnen. An Mineralien gibt es 
Kupfer und Marmor. Die Hauptausfuhrgegenstände sind Schlachtvieh 
und Guano, der sich auf den vorgelagerten Jnfelchen findet. — Das
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.