Die Stiftung und Ausbreitung des Islam.
31
§ 27. Muhammed. Die Bewohner der Halbinsel Arabien lebten
um 600 n. Chr. noch ebenso, wie sie zu Zeiten Abrahams gelebt hatten und
wie sie zum Teil noch heute leben. Schweifende Stämme der Wüste, unter
Schelks vereinigt, kämpften untereinander um den Besitz der Oasen oder
plünderten und erhoben Abgaben von den vorüberziehenden Karawanen.
Uralt sind die wenigen Wege der Handelsleute. Eine dieser Straßen
führt die Erträge des Landes Jemen, darunter den köstlichen Weihrauch,
an der Küste des Roten Meeres entlang nach Norden zu den Häfen des
Mittelländischen Meeres.
In der Mitte dieser Straße liegt die Stadt Mekka. Hier steht
die Kaaba, ein Heiligtum, das schon vor Muhammeds Zeiten von allen
Bewohnern Arabiens verehrt wurde. Alljährlich trafen Züge von Pilgern
in Mekka ein, um hier zu beten und den schwarzen Stein, der in die
Mauer des Heiligtums eingelassen war, mit ihren Lippen zu berühren.
Die Aussicht über die Kaaba und den zu ihr gehörigen Hof, die Sorge
für Unterkunft und Verpflegung der Pilger stand dem edlen Geschlechte
der Kureischiteu zu. Diese hatten es zugelassen oder sogar begünstigt,
daß in und bei dem Hofe der Kaaba Götterbilder, wie sie der Kaus-
mann in den römischen Städten am Mittelmeer kennen lernte, aufgestellt
wurden. Gegen diese Entweihung der alten Religion wandte sich der
Prophet Muhammed.
Muhammed stammte aus dem Geschlecht der Kureischiteu, aber aus
einer armen Familie, er mußte selbst für seinen Unterhalt sorgen. Im
Dienste einer Witwe unternahm er später Handelsreisen nach Syrien,
wobei er die christliche und die jüdische Religion kennen lernte.
Er mochte etwa vierzig Jahre sein, als er dem Wunsche, in tiefer
Stille und Einsamkeit über die rechte Verehrung Gottes nachzudenken,
nicht mehr widerstehn konnte. Er ging in die Wüste und lebte daselbst
längere Zeit. Nach Mekka heimgekehrt, begann er öffentlich zu lehren:
„Es gibt nur Einen Gott, Allah; und Muhammed ist sein Prophet."
Aber er fand zuerst nur wenig Anhänger. Die Kureischiten wurden aus-
gebracht über seine Lehre und versolgten ihn. Zuletzt konnte er sich vor
ihren Nachstellungen nur durch die Flucht nach Medina retten. Diese
seine Flucht von Mekka nach Medina im Jahre 622, die Hedschra,
gilt seinen Anhängern bis heute als der Anfang einer neuen Zeit, so
daß sie die Jahre von da an zählen. In Medina änderte sich sein Ge-
schick. Er gewann viele Anhänger, ja als sich auch die tapferen Be-
duinenstämme ihm angeschlossen hatten, erzwang er mit dem Schwert in
der Hand die Rückkehr nach Mekka; seine ehemaligen Gegner mußten
seine Religion annehmen. Muhammed starb im Jahre 632. Seine Aus¬
sprüche sind im Koran gesammelt.
§ 28. Die Ausbreitung des Islam. Die Kalifen, d. h. Nach-
folger des Propheten, verbreiteten seine Lehre mit erstaunlicher Schnellig-