Sudeten und schlesisches Flachland.
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mit viel Gemüsebau und Textilindustrie, ferner Färbereien und Bleiche-
reien — dann G ö r l i tz (86) und Bautzen mit Tuchfabriken. Die schon
nach Brandenburg hineinreichende flache Niederlausitz zeichnet sich durch
die Fruchtbarkeit ihres Lehmbodens, ihren Reichtum an Braunkohle bei
Senftenberg und Fürstenberg, sowie durch ansehnliche Webereien und
Tuchfabriken in Kottbus, Guben, Forst, Spremberg und
S o r a u aus. Zur Niederlausitz rechnet man auch den Spreewald,
jenen durch die vielzerfaserte, oft seeartig ausgeweitete Spree überreich
bewässerten Landstrich südöstlich von Berlin, der sich durch den massen¬
haften Anbau von Gurken, Meerrettichen und Zwiebeln auszeichnet.
(Man erzielt jährlich an 50 O00 Ztr. Meerrettichstangen, wovon 20 O00
Ztr. im Werte von mehr als 2OO OOO Mark zum Versand kommen; weiterhin
an 17—18 Millionen Stück Gurken, von denen 90 000 Ztr. exportiert
werden. Außerdem verschickt man noch 10 OOO Ztr. Zwiebeln, wobei
Berlin als Abnehmer in erster Linie in Betracht kommt.
10. Sudeten und schlesisches Flachland.
Die zwischen Elbe und Oder gelegenen Sudeten sind nach jeder
Hinsicht eines der bedeutsamsten deutschen Mittelgebirge. An Ausdehnung
— sie erstrecken sich über volle 300 km hin — kommt ihnen nur das ost¬
bayerische Grenzgebirge nahe. In der Buntheit ihrer Gesteinzusammen¬
setzung überlreffen sie jedoch selbst den Schwarzwald und den Wasgenwald.
Zwar herrschen auch hier, und zwar hauptsächlich im Jser-und Riesengebirge,
Granit, Gneis und Glimmerschiefer vor. Aber der südliche, höhere Teil
des Lausitzer Gebirges besteht meist aus Sandstein und ebenso das stark
zerrissene Heuscheuer Gebirge im Glatzer Bergland. Porphyr, Melaphyr
und Schichten aus der Steinkohlenzeit bauen das Waldenburger Bergland
auf. Am Südostrand der Sudeten endlich treten neben kohleführendem
Gestein hauptsächlich silurische und devonische Schiefer auf. Auch die
Ausprägung des Reliefs zeigt hier mannigfaltige Abwechselung. Das
Lausitzer Gebirge kann man als ein südöstlich verlaufendes, un¬
geregeltes Hügel- und Bergland kennzeichnen, das im Jeschkenberg 1000 m
Erhebung besitzt. Das I s e r - und das Riesengebirge reihen sich
den Kammgebirgen an. Jenes ist rauh, vielfach sumpfig uud waldreich und
steigt in der Tafelsichte bis 1100 m empor. Dem Doppelkamm des Riesen¬
gebirges aber gehört der höchste Gipfel der vaterländischen Mittelgebirge
überhaupt an, die Schneekoppe mit 1605 m, und es erinnert durch seine
geschlossenen Bergmauern, seine granitenen Felsmeere, sein Knieholz,
seine Schneegruben und zahlreichen Bäche, endlich durch das Hirtenleben
auf den hochgelegenen Matten (3000 Bauden oder Almen mit 30 000 Rin¬
dern und Ziegen) in etwas an die Alpen. Die Gebirgsstücke, welche den
Glatzer Kessel umschließen, tragen ebenfalls den Charakter von