fullscreen: Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte

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auch war er wegen seiner westfälischen Provinzen besorgt. Sein 
Eifer brachte es dahin, daß der deutsche Kaiser ein Heer gegen die 
Franzosen sendete; Friedrich Wilhelm selbst eilte mit 20,000 Bran¬ 
denburgern den Holländern zu Hülfe. Aber man richtete in drei 
Feldzügen wenig aus, denn wenn der Kurfürst noch so gute 
Plane machte, so wollten die kaiserlichen Generale nicht einwilligen. 
Man meint sogar, es sei ihnen gar nicht Ernst mit dem Kriege 
gewesen. Die Heere zogen nur hin und her. Man denke sich des 
Kurfürsten Aergcr, denn er wollte die Franzosen züchtigen. Diese 
aber merkten sehr wohl, daß der brandenbnrgischc Kurfürst ihr ge¬ 
fährlichster Feind sei, da er Weisheit mit Hcldcnmuth verbinde. 
Um nun seiner los zu werden, ersannen sie den Anschlag, die 
Schweden zu einem Einfalle in Brandenburg aufzureizen. Nur zu 
gut gelang der schändliche Plan. Mitten im Frieden fielen im 
Jahre 1674 ohne alle Kriegserklärung 16,000 Mann Schweden 
unter dem General Wrangel von Pommern aus in unser Vater¬ 
land. Sic nahmen dasselbe in wenigen Tagen in Besitz, denn die 
Wehr des Landes stand mit dem Fürsten am Rheine gegen die 
Franzosen. Zwar versammelte sich das Landvolk zu den Fahnen, 
welchen man in treuer Einfalt die Inschrift gegeben hatte: „Wir 
sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm Kurfürsten mit 
Leib und Blut"; aber die Redlichen vermochten den schwedischen 
Schaaren nicht zu widerstehen. Die Feinde behielten die Oberhand 
und hauseten so im Lande, daß es ein Gräuel war. Sie plün¬ 
derten, raubten, mordeten, sengten und brennten. Selbst die 
Gotteshäuser verschonte man nicht, und den Todten ließ man im 
Grabe nicht Ruhe. Tausende der Brandenburger geriethen in's 
Elend; Tausende flohen in die benachbarten Länder, um nur den 
Martern der Barbaren zu entrinnen. Dazu verbreiteten die Feinde 
die Nachricht, der Kurfürst sei todt und nirgends Hülse zu erwar¬ 
ten. Das ganze Land werde an Schweden fallen. — Das war 
eine schwere Zeit für das Volk! 
Wie der große Kurfürst an die märkischen Bauern schrieb. 
Der Schwede fiel in's Märkerland 
Mit Sengen, Brennen, Plündern, 
Und Keiner thät ihm Widerstand 
Und Keiner thät ihn hindern. 
O, gnäd'ger Kurfürst, kommt geschwind, 
Beeilet Eure Reise, 
Weil Durchlaucht nicht zu Hause sind, 
Erfreffen uns die Mäuse!
	        
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