Metadata: Lesebuch für Volksschulen

U. Naturlkundliches. 
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ein paar Gänse totbeißt und eine im Maule mit auf den Weg nimmt. 
— Waͤhrend der Winterzeit, wo ein guter Balg mit anderthalb oder 
zwei Thalern bezahlt wird, stellen die Jäger den Füchsen am meisten 
nach und schießen sie entweder auf dem Anstande, oder fangen sie mit 
Fallen, in und um welche Katzenbraten, Hundefleisch, Aas und andere 
Leckerbissen gelegt werden. Aber der schlaue Reinecke, der andern so 
oft Fallen gestellt hat, läßt sich auf diese Weise nicht ganz leicht 
fangen, am wenigsten, wenn ihm etwa einmal eine Falle vor der 
Nase zugeschlagen war. Nach dem ersten Bissen greift er allerdings 
wacker zu, wenn der Hunger ihn plagt; aber den zweiten umschleicht 
er schon leise auf den Zehen, steht wieder still, legt sich nieder, horcht, 
wirft die Augen spähend umher, springt wieder auf, um nochmals 
niederzukauern. Entdeckt er nirgends Gefahr, so wird der Bissen im 
Nu ergriffen und unter behaglichem Schwanzwedeln verzehrt. Endlich 
naht er sich dem Braten der Falle. Die unerwartet reichliche Gabe 
steigert seinen Verdacht und macht ihn noch vorsichtiger. Nachdem er 
wieder sorgfältig alles mit gespitzten Ohren und funkelnden Augen 
untersucht hat, setzt er sich nieder und sieht nicht selten stundenlang 
unbeweglich und mit unbeschreiblicher Lüsternheit auf den Bissen hin. 
Endlich trägt aber doch die Lüsternheit den Sieg davon. Nachdem er 
die Lockspeise noch einigemal umkreist, sie nochmals liegend angestarrt, 
verlaäͤßt ihn die Klugheit; wie in Verzweiflung fährt er rasch darauf 
los, und in demselben Augenblicke sitzt der Fuß fest in der Falle, oder 
ziert eine unbehagliche Krause den Hals. Ersteres ängstigt ihn ohne 
Zweifel am wenigsten. Denn anstatt sich unnützen Klagen hinzugeben, 
beißt er in aller Stille den Schenkel ab und läuft auf drei Beinen 
davon. Ist einem Fuchs die Flucht unmöglich, so greift er oft mit 
großer Beharrlichkeit zu der List, sich tot zu stellen, um dann bei 
passender Gelegenheit zu entwischen. Auf diese Weise ist mancher 
sogar glücklich wieder der Weidtasche des Jägers entronnen. 
Luben. 
7. Der owe. 
Wenn sich am Rande der Wüste Afrikas der Löwe des Abends 
von seinem Lager zwischen niederem Buschwerk und Binsen erhebt, 
die Glieder reckt und zur Erde niederbrüllt, so scheint ein Donner über 
dieselbe hinzurollen, und erschrocken fahren die Tiere der Wildnis auf. 
Die Vögel flattern umher, wie Blätter vom Wirbelwinde ergriffen; 
die Affen schwingen sich ängstlich und jammernd von Ast zu Ast, un— 
sicher jagt die Herde verscheuchter Gazellen über die Ebene; das 
wilde Schwein fährt tiefer in das Gebüsch; der Büffel schießt 
brüllend mit gebücktem Haupte davon; selbst der mächtige Elefant 
und das gepanzerte Rhinozeros werden unruhig, während die 
Hyäne herbeischleicht unb der Geier über den Palmen kreiset. — Nun 
lauert der Löwe im Gebüsche. Da regt es sich im Laube; sein Auge 
erschaut die Gazelle; er drückt den Leib zu Boden, schleicht heran und 
hat blitzschnell, in gewaltigem Sprunge sich auf sie gewoͤrfen und zerbeißt
	        
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