1. Das östliche Küstengebiet der Union. 3
heraus und grüßt mit ihren Schlössern, Landhäusern und Hainen die
scheidenden Kinder Europas. Zur Linken liegt in graue Nebel gehüllt die
Küste Frankreichs, die von zahlreichen Felseninseln begleitet wird. Dann
fährt das Schiff vorüber an Kap Lizard mit seinen hoch aufragenden Felsen-
wänden und weithin leuchtenden Leuchttürmen. Es ist dies die letzte Ecke
Europas; ist sie passiert, so tritt der Dampfer hinaus in den weiten Ozean.
Jetzt schauen die Auswanderer tagelang nichts weiter als die grünliche Flut des
Wassers, die sich ins Unendliche ausdehnt, und das hohe Himmelsgewölbe.
Endlich nach einer neuntägigen Fahrt taucht im Westen aus den Fluten des
Meeres die „Neue Welt" empor; die Auswanderer sind ihrem Ziele nahe.
Vor ihren Blicken breitet sich ein gewaltiges Häusermeer aus (Bild!); es
ist die Riesenstadt New-Jork, die auf einer Insel in der Mündung eines
Flusses (Hudson) gelegen ist.
3. Warum machen die großen Auslanddampfer gerade dort Halt?
Buchten und Hafenplätze der atlantischen Küftenniedernng.
An der Küste der atlantischen Niederung liegen zahlreiche Hafenplätze, in
denen die großen Auslanddampfer landen und die Auswanderer die „Neue
Welt" betreten können. Besonders reich an trefflichen Hafenplätzen ist das
mittlere Stück der atlantischen Küste. Hier liegen die großen Hafen- und
Handelsstädte Boston, New-Dork, Philadelphia, Baltimore und
Washington. Unter allen diesen Hafenplätzen ist New-Aork der be-
deutendste und größte. Die Riesenstadt liegt ans einer langgestreckten Insel
in der Mündung des Hudson und wird im Westen vom Hudson selbst, im
Osten vom Ostfluß und im Süden von dem weiten Hafen bespült, in den
beide Flüsse einmünden. Die Bai wird durch zwei Juselu — ©taten
Island und Long Island — von dem offnen Meere abgeschlossen. Drei
Straßen führen in den Hafen von New-Jork, der der verkehrsreichste der
ganzen Welt ist. Die großen Auslanddampfer, welche aus Europa kommen,
benutzen die Straße zwischen den beiden Inseln, um in den Hasen zu ge-
langen- Diese Straße bildet den Schlüssel zu der oberen Bai vou New-
Jork, die Hunderten von Seeschiffen Schutz und Unterkunft gewährt. Hier
herrscht ununterbrochen ein großartiger Schiffsverkehr. „Rastlos eilen
Dampfer, Segler, Boote einher und am Horizonte streben Tansende von
qualmenden Schloten empor." Im Hintergrunde dieses gewaltigen Wasser-
beckens erhebt sich das Häusermeer der Riesenstadt New-Iork, die mit ihren
Vorstädten Brooklyn, Jersey und Hoboken mehr als 3 Millionen Einwohner
zählt. In Hoboken befinden sich die Docks, Bureaus, Schuppen und Waren-
Häuser der großen Handels- und Schiffahrtsgesellschaften (u. a. des Nord¬
deutschen Loyds und der Hamburg-Amerika-Linie), während New-Aork und
Brooklyn besonders die Sitze großer Handelshäuser und ausgedehnter In-
dustriewerkstätten sind. Beide Städte sind durch eine 1800 in lange Hänge-
brücke verbunden, die in einer Höhe von 40 m über den Ostfluß führt.
Wie New-Jork, so liegen auch die übrigen Hafenplätze der Ostküste im
Hintergrunde tiefeinschneidender Buchten und haben sich gleichfalls zu blühen-
den Handels- und Industriestädten emporgeschwungen.
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