8. Die Andenländer. 79
Bergrücken, die das Küstenland durchziehen und begrenzen, tragen herrliche
Waldungen, die reich an Bauhölzern sind und daneben Kautschuk- und China-
rindenbäume, Hut- und Elephautenpalmen aufweisen, welch letztere die wert-
vollen Steinnüsse liefern, die z. B. in den Schmöllner Knopffabriken ver-
arbeitet werden.
Das Küstenland ist stark besiedelt; doch hat nur Guayaquil größere
Bedeutung erlangt. Dieser Ort zählt 70 000 Einwohner uud ist die größte
Hasen- und Handelsstadt des ganzen Landes.
Zusammenfassung: Das Hochland von Ecuador. 1. Die Hochbecken
mit ihren Randgebirgen. 2. Das westliche Küstenland.
Die Cängstäler und Hochebenen von Columbien.
Den nördlichen Abschnitt der Anden bilden die Cordilleren von Columbien
und Venezuela. Sie bestehen aus drei Ketten, die vom Knoten von Pasto
fächerartig ausgehen, fast parallel laufen und durch die großen Längstäler
des Cauca- und Magdaleueustroms voneinander getrennt werden. Die
westliche Kette streicht nordwärts und löst sich schließlich in ein niedriges
Hügelland auf. Ihr vorgelagert ist eine niedrige Küstenkordillere, die durch
die Längstäler des Atrato und Rio San Juan von ihr geschieden ist. Die
Zentralkordillere zieht sich in nördlicher Richtung zwischen dem Cauca- und
Magdalenenstrom nordwärts. Sie trägt auf ihrem Rücken eine Reihe zum
Teil schneebedeckter Vnlkunkegel, unter denen der Tolima der bekannteste
und schönste ist. Durch zahlreiche Flüsse, die von dem Kamme zum Magdalena
und Cauca herabsließen, sind die Abhänge der mittleren Kette mannigfach
zerschnitten. Die Ostkordillere, die die Wasserscheide zwischen Magdalena,
Orinoco und Amazonas bildet, zieht zunächst als eine geschlossene Kette
nordostwärts, wächst aber allmählich zu einem hohen Faltengebirge aus,
dessen Kamm ungefähr 200 km breit ist. Zwischen den Faltenzügen dieser
Gebirgskette breiten sich Hochebenen und Längstäler aus, von denen die
größte die Hochebene von B ogata ist. Die Ostkordillere gabelt sich schließlich
und sendet den einen Ausläufer (Sierra de Perija) direkt nach Norden,
während der östliche Zug (Cordillere von Menda) nordostwärts streicht.
Zwischen beide Gebirgsketten schiebt sich die ausgedehnte Tieflandsbucht von
Maracaibo, die einen Flächenraum von 60 000qkm einnimmt. (Vergl.) Dieses
gewaltige Tieflandsbecken ist ehemals eine tieseingreifende Meeresbucht ge-
wefen, die aber durch die aufbauende Tätigkeit der fließenden Gewässer nach
und nach ausgefüllt worden ist. Heut ist von dieser ursprünglichen Meeres-
bucht nur noch die Lagune von Maracaibo übrig. Dieser 20 000 qkm große
See steht nur durch eine schmale Meerenge, vor deren Ausgange eine kleine
Insel liegt, mit dem offnen Meere in Verbindung. Auch zwischen die Ost-
und Westkordillere schiebt sich eine Tieflandsbncht bis an den Fuß der
Zentralkordillere weit in das Innere vor; es ist das Tiefland des
Magdalena, das von ausgedehnten Sümpfen und Lagunen bedeckt ist.
Die Gebirgsketten sind sehr waldreich: nur die höchsten Kämme sind kahle,
öde, unwirtliche Hochflächen mit Hochmooren, Sümpfen und Weihern, deren Ufer
von mächtigen Filzkräutern (Espletien) und anderen Korbblütlern umstanden sind.