9. Die große Tieflandsmulde Südamerikas.
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Feuchtigkeitsgehalt in den Küstengebieten abzugeben. Infolgedessen herrscht
in den Llanos eine Trockenzeit und eine Regenzeit.
Welchen Einfluß hat das Klima aus den Wassergehalt der
Llanos-Flüsse? Während der langen Trockenzeit des Sommers geht die
Wassermenge der Ströme bedeutend zurück; einzelne der Llanosslüsse trocknen
fast vollständig aus und bestehen dann nur noch aus einer Reihe von
Pfützen. Während der andauernden Regenzeit dagegen schwellen die Flüsse
bedeutend an, treten über die niedrigen User und ergießen brausend ihre
Fluten in die Ebene, die dann einem endlosen Meere gleicht.
Zusammenfassung: Die Natur der Llanos.
2. Welchen Einfluß hat die Steppennatur des Landes auf das
wirtschaftliche Leben in den Llanos ausgeübte
Die Llanos sind sehr schwach besiedelt. Früher lebten in diesen
Steppen zahlreiche Jndianerstämme; an ihre Stelle sind jedoch Mischlinge.
Neger und Weiße getreten. Sie treiben zumeist Viehzucht. Zahlreiche
Herden von Rindern. Pferden, Maultieren und Schafen, die zum Teil der-
wildert die ausgedehnten Steppen bevölkern, werden von ihnen gehalten.
Sie leben zumeist in Einzelgehöften, die elende mit Fellen bedeckte Hütten
sind und oft mehrere Tagereisen auseinander liegen. Dörfer finden sich
nur selten. Neben der Viehzucht treiben die Llaneros — wie man die
Viehzüchter der Steppen genannt hat — auch Ackerbau. so daß ihre An-
siedelungen von Bananenhainen. Aucapslanzungen und Maisfeldern
umgeben sind. An den Ufern der Flüsse sind auch einzelne Handelsplätze ent-
standen, die aber alle nur von geringer Größe und meist nur unansehnliche
Dörfer sind. Die bedeutendsten Ortschaften der Llanos sind Bolivar am
Orinoco und San Fernando am Apure.
sachliche Vertiefung: Wie vermögen die zahlreichen Herden
während der langen Trocken- und Regenzeit in den Llanos zu
leben? Während der langen Trockenzeit werden die Herden von Hunger
und Durst geplagt. Sie schweifen dann brüllend in der Steppe umher,
um nach Wasfertümpeln zu suchen. Zumeist werden die Herden von den
Hirten in die feuchten Gegenden an den Flüssen getrieben. Wenn die
Regenzeit eintritt und die Ebenen in weite Seebecken verwandelt werden,
dann suchen die Tiere, die die Steppe frei durchschweifen, Zuflucht aus den
niederen Erhöhungen (Bancos). Aus Mangel an Weide schwimmen die
Tiere dann oft stundenlang im Wasser umher und nähren sich von den
Grasrispen, die aus dem Waffer herausragen.
Warum sind die Llanos nicht auch von europäischen Aus-
Wanderern besiedelt worden? Das heiße Klima ist ungesund und
den Europäern nicht zuträglich.
Wie kommts, daß die Steppenorte in ihrer Entwicklung
zurückgeblieben sind? Die Verkehrsverhältnisse sind sehr ungünstige;
die meisten Steppenflüsse sind nicht schiffbar; viele können nur während der
Regenzeit als Verkehrsstraßen benutzt werden; der Handel ist nur gering
entwickelt, weil das Land nur wenig Erzeugnisse abgeben kann.