90 Umwandlung des Kriegswesens.
26. Erfindungen.
Die Feuerwaffen.
Zchietzpulver. vollends umgewandelt wurde das Kriegswesen seit der Erfindung
des Schießpulvers und der Feuerwaffen. Schon vor Jahrtausenden verstanden die
Chinesen Pulver herzustellen und als Sprengstoff zu verwenden. Wann und von
wem es im Kbendlande erfunden wurde, ist unbekannt. Zu Kriegszwecken wurde
es auch bei uns schon im 14. Jahrhundert, zu Kunstfeuerwerken noch viel früher
benutzt, wird ein Pulverkorn entzündet, so verwandelt es sich augenblicklich in Gas,
welches einen vielhundertfach größeren Raum einnimmt. Darin beruht die Schleuder-
kraft des aufflammenden Pulvers.
Eine Sage berichtet uns, daß der Mönch Bertold Schwarz zu Freiburg i. Br. das
Pulver erfunden und feine Stoßkraft entdeckt habe.
von den ersten Feuerwaffen hören wir um 1320. Sie waren mörserähnlich
gestaltet, und steinerne Kugeln wurden Jahrhunderte hindurch als (Beschösse benutzt.
Wollte man aber den Geschossen eine bestimmte Richtung geben, so mußte man die
Wandung des Mörsers rohrartig verlängern; man erhielt die Kanonen. Rls
Geschosse kamen später eiserne vollkugeln, endlich auch Sprengkugeln in Gebrauch.
(T. IX, 50.) Der nächste Schritt war die Erfindung von Handfeuerwaffen. Man
stellte die Geschütze so klein her, daß ein einzelner Mann sie tragen konnte; das waren
die sog. „Busen" = Büchsen (vgl. „Büchsenknechte" im 5andsknechtsheere). Rber sie
waren noch immer so schwer, daß sie beim (Entladen auf einen Gabelstock („Rrke",
von arc) gelegt werden mußten (davon Rrkebuse und Hrkebusier). Rlle diese Schu߬
waffen wurden anfangs durch Lunte oder durch Zündschnur abgefeuert. Rn den
Büchsen kam später das Feuerschloß in Gebrauch, das nach Rrt des alten Taschen¬
feuerzeugs durch Stahl und Feuerstein einen Funken erzeugte. (Der Feuerstein heißt
auch Flint; daher der Harne Flinte.)
Schriftwesen und Vuchdruckerkunst.
Das Schriftwesen in früherer Zeit. Bis zur mitte des 15. Jahrhunderts
konnten Bücher und Schriften nur durch Rbschreiben vervielfältigt werden. (Es ge¬
schah besonders in den Klöstern. 3n der Kunst des Schreibens erlangten die Mönche
eine bewundernswerte Meisterschaft. (T. X, 55). Die Eitel, Überschriften und Rn«
fangsbuchstaben malten sie gern in bunten Farben aus; auch verzierten sie ihre Hand¬
schriften durch Rahmenwerk und selbst durch kleine Bilder (Miniaturen). (T. X, 55.)
Deshalb brauchten sie aber auch zur Fertigstellung eines Buches oft viele Jahre,
zu einer Rbfchrift der ganzen Bibel wohl ein halbes Menschenalter. Man schrieb
mit Gänsekiel oder Rohrfeder oder malte mit dem Pinsel. Nicht bloß für Urkunden
(f. T. X, 54), sondern auch für Bücher benutzte man statt des Papiers das perga-
ment. Dieses wird aus Tierhaut hergestellt. (Eine solche Handschrift ist viel dauer¬
hafter als heute ein Buch aus Papier. Rber das mühsame Rbschreiben und das
kostbare Pergament machten die Bücher auch sehr teuer. (Eine Bibel kostete nach