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also von unten nach oben allmählich ausfüllen. Diese Gußkanäle durchschneiden
natürlich die Form, ebenso wie die Züge der Windpfeifen dies tun. Der
Kern ist, wie schon bemerkt, in der Dämmgrube aufgebaut worden, oder
wenn man vorgezogen hat, dies an einer anderen Stelle zu tun, so wird er
nach seiner Beendigung in die Dammgrube mit Hilfe eines Krans hinab—
gelassen und zunächst ausgetrocknet. Man errichtet von Backsteinen einen
Mantel um den Kern, füllt diesen mit Holzkohlen und unterhält 3 bis 4 Tage
ein langsames Feuer. Dann werden die Stücke der äußeren Form, sorg—
fältig in einem Ofen getrocknet, zusammengesetzt, die eingegossenen Anker
werden fest angezogen, alle Fugen außen mit Gips verstrichen. Mit Balken
und Blöcken wird die Form gestützt, endlich Sand und Erde um sie fest—
gestampft, bis sie, wie erforderlich, eingedämmt ist. Über der Form legt
man ein Becken aus Backsteinen an, in dessen Boden die Enden der Guß—
rinnen münden; an der Außenwand steigen die Luftkanäle empor. In dies
Becken fließt, einer steinernen schrägen Rinne folgend, das Metall aus dem
Schmelzofen, und wenn die eisernen Pfropfen (die Birnen) aus den Guß—
kanälen entfernt sind, strömt es in diese ein. Man läßt gern mehr Metall,
als erforderlich ist in Fluß bringen, da das überschüssige, in dem Becken
stehen bleibend, durch seine Schwere das Metall in alle Fugen hineinpreßt.
Das Metall, das gewöhnlich zum Abguß von Kunstwerken benutzt wird,
ist Bronze, eine Mischung von Kupfer, Zinn und Zink. Sobald die Bronze
im rechten Fluß ist, wird der Zapfen ausgestoßen; das flüssige Metall strömt
in die Rinne, aus dieser in das Eingußbecken, und sobald die Pfropfen oder
Birnen, die die Gießkanäle verschlossen, geöffnet sind, nun in diese hinab
und von unten allmählich in die Form hinauf. Aus den Windpfeifen steigen
blaue Feuersäulen auf, und so fuͤllt sich die Form. Die Metallmasse bleibt
im Eingußbecken stehen: der Guß ist beendel. Ob er gelungen, das wird
sich erst später feststellen lassen. ,Wenn der Guß mißlang, wenn die Form
zersprang,“ dann ist die teure Form verloren, und dem Gießer erwächst nicht
allein ein bedeutender Zeitverlust, sondern er büßt auch die gesamten Aus—
lagen ein, die die Ausführung der vernichteten Form beansprucht hatte.
Wenn der Guß erkaltet ist, räumt man die Grube aus, faßt das Kern—
eisen der Statue und hebt sie samt der Form mit einem Kran aus der
Dammgrube. Dann wird die Form abgeschlagen, und jetzt erst kann man
beurteilen, ob das Werk wirklich gelungen ist. Kleine Schäden lassen sich
ausbessern. Die 22 die wie die Windpfeifen mit Metall sich ge—
füllt haben, werden zunächst mit Hammer und Meißel entfernt, dann wird
der Guß durch Abbrennen mit Scheidewasser oder Schwefelsäure gereinigt.
Aeine Löcher bessert man aus, indem man sie ausschneidet und ein passendes
Stück Metall an ihrer Stelle einsetzt. Die Nähte werden abgefeilt und
abgemeißelt, und endlich wird ganze Guß mit Feilen und Bunzen über—
arbeitet (ziseliert) so daß die Obexfläche nun ganz gleichartig erscheint. Schließlich
fügt man die Stücke nn wenn man zur Vereinfachung des Gusses
das Standbild zerlegt hat; mit Schrauben und Bolzen werden sie befestigt
und die Schnittflächen sauber mit dem Hammer überarbeitet, so daß sie nicht
mehr sichtbar erscheinen. Das Standbild ist jetzt zu seiner Aufstellung bereit.
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