Full text: Die Methodik des erdkundlichen Unterrichts (Einl. Teil)

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Bedeutung und Stellung der Erdkunde. 
schlechtes und die Kulturbeziehungen der Völker stets abhängig 
gewesen und auch in der Zukunft stets sein werden. Aufgabe der 
Geschichte ist es, zu untersuchen, welche politischen Ereignisse 
und wie sie auf die Ausnutzung der natürlichen Mittel der Kultur 
eingewirkt, sie gefördert oder gehemmt haben, wie Friedens- und 
Kriegszeiten, wie tüchtige oder schwache Fürsten das Kulturbild 
der Völker, sei es in seinem äussern Rahmen, sei es in seinen 
innern Zügen, verändert haben. Eine zu geringe Beachtung der 
natürlichen Bedingungen, von denen die Kulturentwicklung der 
Bewohner eines Erdraumes abhängig ist, muss also notwendig zu 
einer verkehrten Auffassung von geschichtlichen Ereignissen und 
ihrer Wirkung und Bedeutung führen. Unerklärlich müssen daher 
dem Geographen die Bestimmungen erscheinen, nach welchen die 
Lehrbefähigung für den Geschichtsunterricht an höheren 
Lehranstalten oline den Nachweis eines erdkundlichen 
Studiums erlangt werden kann; eine Schädigung des Geschichts¬ 
unterrichts wird nicht ausbleiben. Der Lehrer der Geschichte muss 
ebenso über ein gründliches erdkundliches Wissen verfügen können, 
wie umgekehrt der Lehrer der Erdkunde gründliche geschichtliche 
Kenntnisse nötig hat. Zu einseitig wird meistens betont, dass nur 
die Geschichte uns das Verständnis der Gegenwart er- 
schliessen könne. Das Kulturbild eines jeden neuen Zeitabschnittes 
erhält sein besonderes Gepräge durch die eigentümliche Art und 
Weise, wie die vielerlei natürlichen Mittel der Kultur ausgenutzt 
werden. Unsere neuern Kulturfortschritte sind vornehmlich 
an die Verwendung der Steinkohle, des Eisens, des Dampfes 
und der Elektrizität geknüpft. Hierüber giebt uns die Ge¬ 
schichte keinen Aufschluss; diesen erhalten wir durch die Natur¬ 
wissenschaften, besonders durch die Chemie und die Physik, 
ferner durch die Erdkunde, die, gestützt auf die Forschungen 
anderer Wissenschaften, uns Mitteilungen macht über die Ver¬ 
breitung der in heutiger Zeit wichtigsten Kulturmittel, sowie über 
den augenblicklichen Umfang ihrer Verwendung. Erst wenn wir 
auf staatliche Einrichtungen zusprechen kommen, tritt die 
Geschichte zur Erklärung mehr in den Vordergrund. Das Ver¬ 
hältnis, in welchem Geschichte und Erdkunde zu einander 
stehen, ist also folgendes: Die Geschichte erklärt uns die Kultur¬ 
bilder der Vergangenheit; sie wird hierbei unterstützt von 
der Erdkunde, die den geschichtlichen Schauplatz zeigt und 
die natürliche Beschaffenheit der Erdräume erklärt. Die Erd¬ 
kunde in Verbindung mit den Naturwissenschaften erläutert uns 
das Kulturbild der Gegenwart und zieht hierbei die Geschichte 
zu Hülfe. Auf Grund eines tiefen Verständnisses sowohl 
der Vergangenheit als auch der Gegenwart können 
wir erst Schlüs§e für die Zukunft ziehen. 
In der Eigenart der erdkundlichen Wissenschaft, in ihrer 
Entwicklung zu einer konzentrierenden Wissenschaft liegt 
es begründet, dass der Unterricht in der Erdkunde an den
	        
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