Full text: Die Landschaften Europas (Bd. 2)

Die nördlichen Kalkalpen östlich vom Rhein. 
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Jahre reichen. Die Ausbeute findet schon seit 3000 Jahren statt. Am Sockel 
der Dietrichsteinschen Säule, die auf dem Erzberge in der Nähe des 
alten Berghauses steht, lesen wir die Inschrift: „Als Man Zählte Nach 
Christi Geburth 712 hat man diessen Edlen Erzberg zu bauen An¬ 
gefangen". Jedoch bedeutet dieses „Angefangen" nur eine Wiederaufnahme 
des alten Bergbaues. Meistens wurde und wird auch heute noch Tag bau be¬ 
trieben, und nur im Winter findet auch Grubenbau statt. Auf den ungefähr 
28 Etagen von 12—13 m Höhe laufen überall Schienenwege, und zahlreiche 
Knappenhütten, Werksgebäude u. s. w. liegen zerstreut auf dem Abhänge 
des Berges. Im Sommer sind 2000—3000 Bergleute beschäftigt, im Winter 
halb so viel. 
Der ungeheure Wert des Erzberges liegt aber nicht bloss in seinem 
Reichtum an Erzen und in den bequemen Abbauverhältnissen begründet, sondern 
auch in der vorzüglichen Beschaffenheit der Erze. Diese sind Spat¬ 
eisensteine, deren Eisengehalt 35 — 45 % beträgt. Hieraus erklärt sich der 
Weltruf des steirischen Eisens. Die Verhüttung desselben fand früher 
hauptsächlich in dem in der Nähe gelegenen Orte Vordernberg statt, wo schon 
vor 400—500 Jahren viele Hochöfen im Betrieb standen, im 16. Jahrhundert 
z. B. 14. In neuerer Zeit gingen die meisten Gewerkschaften und Anlagen in 
den Besitz der Österr. Alpinen Montangesellschaft über, die mehrere 
der Hochöfen ausblies und bei der Stadt Leoben, in deren Nähe sowohl 
Stein- als auch Braukohlenlager zur Verfügung stehen, neue Anlagen schuf, die 
grossartigsten in ganz Österreich. 
Im Mittelalter hatte der alpine Erzbergbau einen grösseren 
Umfang als heute. Besonders wurde die Gold- und Silbergewinnung an 
zahlreichen Orten betrieben. Bis in die Schneezone drang der Mensch vor, und 
manche Stellen, die er durchwühlte, liegen jetzt unter Schnee und Eis begraben. 
Den Höhepunkt der bergbaulichen Entwicklung, die schon mit den Tauri s kern 
und Römern begann, bildeten das 15. und 16. Jahrhundert. Die Entdeckung 
des ffoldreichen Amerika und die beginnenden Religionsstreitigkeiten lenkten 
den Strom der Bergknappen ab. Heute könnte der Bergbau auf Edelmetalle 
nur mehr mit grossen Geldopfern wieder eröffnet werden. Es liegt der Metall¬ 
reichtum der Alpen im allgemeinen in den grossartigen Schichtenstörungen der 
Alpen begründet, indem dadurch Spalten und Adern, die sich mit Erz füllen konnten, 
zahlreich entstanden ; er hängt also enge mit dem Aufbau des Alpengebäudes 
selbst zusammen. 
Im Anschluss an den Erzreichtum müssen wir das Kohlen¬ 
vorkommen betrachten. Es handelt sich meist um jungter¬ 
tiäre Kohle, also um Braunkohle. In geringeren Mengen 
kommt auch eine mesozoische Steinkohle aus der Trias- 
und Kreidezeit vor, die von guter Beschaffenheit ist. Fast überall 
sind aber infolge der gestörten LagerungsVerhältnisse 
die Kohlenflöze von geringerer Ausdehnung. Für die Eisenindustrie 
ist schon das häufige Vorkommen von Kohle wichtig. 
Die Hauptstätte der Salzgewinnung ist das Salzkam¬ 
mergut, das im Flussgebiete der Traun einen Ungeheuern 
Salzreichtum besitzt. F erner wird Salz im Gebiete der S a 1 z - 
burgischen Alpen und in Tirol bei Hall gewonnen. Überall 
findet die Salzgewinnung durch Salinenbetrieb aus Salz¬ 
sohle statt. 
Die alpinen Salzlager liegen in der unteren Abteilung der 
obern 1 rias. Die tiefen, reinem Schichten des Salzes hat man noch nirgendwo 
erreicht; aus diesem Grunde ist überall der Salinenbetrieb nötig. Die drei
	        
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