Full text: Die Landschaften Europas (Bd. 2)

Die Niederungarische Tiefebene und die Ost- und Südkarpaten. 75 
Sz eg- e din, das, wie früher erwähnt, aus dem wertvollen und 
leicht zu bearbeitenden Löss besteht, besitzt einen hochentwickel¬ 
ten Ackerbau mit über 67 °/o Ackerland. Selbst viele Sand¬ 
flächen der Tiefebene darf man sich nicht als unfruchtbar 
vorstellen. Gewöhnlich ist der Sandboden genügend mit einem 
rötlichen Thon gemischt und liefert dann, wie in der Umgegend 
von Debreczin, ebenfalls ziemlich reiche Erträge. Die Acker¬ 
krume der Tiefebene hat meistens, infolge eines hohen Humus¬ 
gehaltes, eine schwärzliche Färbung. 
Zu den beiden Hauptanbaugewächsen, dem Mais und dem 
Weizen, treten in manchen Gegenden als wichtige Kultur¬ 
pflanzen Tabak und Hanf. Kleine Anpflanzungen des letzteren 
umsäumen vielfach die Maisfelder. Aus diesen lugen im Spät¬ 
sommer auch reife Kürbisse und Melonen heraus, die zwischen 
den Mais gesäet waren. Nehmen wir nun noch Obst und Wein 
hinzu, so haben wir den Reichtum des Landes an Erzeugnissen 
des Pflanzenbaus ziemlich erschöpft. Obst- und Weinbau wollen 
wir noch einer besondern Betrachtung unterziehen. 
Der Ob.st- und Weinbau in Ungarn. 
Der Entwicklung des Obst- und Weinbaus kommen die 
reichlichen Niederschläge im Frühling und Frühsommer, 
sowie die trockene Wärme im Spätsommer und Herbst sehr 
zu statten. Die Ausbreitung des Obstbaues ist klimatisch 
mehr beschränkt als die des Weinbaues. In die baumlose 
Steppe vermag er seinen Einzug nicht zu halten. Die an die 
Randgebirge angrenzenden Hügellandschaften sind seine Haupt¬ 
stätten. Der Weinbau dagegen ist ziemlich überall verbrei¬ 
tet, und fast zu jeder Ortsgemarkung gehören auch Wein¬ 
pflanzungen. Die besten Weine liefert jedoch ebenfalls das 
Hügelland, und an der Spitze aller ungarischen Weine steht der 
an der oberen Theiss auf Trachyt wachsende Tokay er. 
Von dem reichen Fruchtsegen des sonnenglühenden Ungar¬ 
landes erhalten wir eine kleine Vorstellung, wenn wir in einer der grösseren 
ungarischen Städte, etwa in Budapest, einen Obstmarkt betreten. Hoch 
aufgeschichtet liegen die Melonen auf dem Boden. In grossen Karrenladungen 
werden sie herbeigebracht. Die roten Tomaten liegen in kleineren Haufen 
daneben. In den Bretterbuden aber prangen die rotwangigen Äpfel, die duf¬ 
tenden Pfirsiche, die dickfleischigen Pflaumen und die süssen Trauben. 
Für weniges Geld können wir uns mit der köstlichsten Frucht schwer beladen, 
und schmecken wir dieselbe, so merken wir gar bald, dass sie unter einem 
lachenden Sonnenhimmel reifte. 
Gleich allen mit lockern, jüngern Erdschichten bedeckten 
Tieflandschaften (z. B. der Norddeutschen Tiefebene) kann auch 
die Grosse Ungarische Tiefebene nicht reich an mineralischen 
Schätzen sein. Nur dort, wo ältere Gebirge aus ihr herausragen, 
hauptsächlich an ihren Rändern, können solche gefunden werden. 
Manche von ihnen werden wir also erst bei der Besprechung der
	        
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