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Christentum hinüberretten, die alte Frömmigkeit bleibt auch unter der neuen
Form, so sehr sich später die Kirche auch dagegen sträubt.
Diese Christianisierung unterstützt Karl und schließt sie ab durch die
Unterwerfung der Sachsen. Hier hatten sich noch die altgermanischen Zu¬
stände unverfälscht erhalten, nun führte Karl auch hier mit der fränkischen
Verfassung das Christentum ein, dem sich die Sachsen ziemlich schnell unter¬
warfen. Aber gerade sie blieben Träger der germanischen Art, sie hielten
noch im 10. Jahrhundert an der alten leinenen Tracht, dem Strohhut und
dem Kurzschwert fest, sie wahrten auch ihre Sprache gegenüber dem Wandel
zum Hochdeutschen. So verstärkte Karl durch die Angliederung der Sachsen
das Germanische im Reiche wesentlich und verschob das Schwergericht nach
Osten. Zugleich aber gab er den Germanen eine neue Aufgabe: den Kampf
gegen die Slawen. Er konnte es, denn er hatte nun wirklich alle deutschen
Stämme in einem Staate vereinigt.
Als dann das ostfränkische Reich selbständig wurde, war es noch kein
deutsches, aber in der äußeren politischen Einheit war die Grundlage für
ein nationales Leben gegeben. Innerlich aber hatte es als Grundpfeiler die
alte germanische Art durch alle Stürme gerettet. Dazu hatte es genug neue
Kräfte gewonnen: es war ein geistiges Leben in Deutschland angebahnt,,
wenn es auch einseitig kirchlich gerichtet war, Handel, Gewerbe und Koloni¬
sation waren angeregt, und die Entwickelung zahlreicher, lebenskräftiger
Stände hatte begonnen, deren jeder an seinem Teil an der Gewinnung einer
deutschen Kultur mitarbeiten konnte.
Die deutsche Sprache und die Schrift.
1. Die deutsche Sprache. Von dem Indogermanischen hat sich das
Germanische schon früh geschieden; es änderte den Konsonantenstand (ger¬
manische Lautverschiebung, vgl. etwa pater = Vater, fero [md. bharami] =
gebären usw.) und zog den Hauptton aus die Wurzelsilbe zurück. Diese alte
urgermanische Sprache umfaßt das Nordgermanische (Norweg., Isländ.,
Dän., Schwedisch), das ausgestorbene Ostgermanische und das Westgerma¬
nische, aus dem sich die deutschen Sprachen, das Friesische und das Eng¬
lische entwickelt haben.
Das Westgermanische erfuhr in historischer Zeit eine starke Erweiterung^
da von den Kelten und besonders von den Römern viele Worte übernom¬
men wurden, die, dem Sprachschatz fest einverleibt, die Entwicklung der ger¬
manischen Wörter teilten.