Full text: Die Provinz Hessen-Nassau (H. 2)

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Buntsandsteinrücken. Verfolgen wir die von Frankfurt über Fried- 
berg und Nauheim führende Straße, so treffen wir bei der Hessen- 
dcirmstädtischen Universitätsstadt Gießen das Lahntat. Es ist bis 
oberhalb der zu unserer Provinz gehörigen Universitätsstadt Marburg 
eine schmale, schöne und sehr fruchtbare Ebene, welche durch die Er- 
Hebungen des Hinterlandes westlich, durch die Lahnberge östlich und 
durch den Bnrgwald im Norden abgeschlossen wird. 
Die Stadt Marburg (22 000 Einwohner) hat wohl unter allen Städten 
Hessens die schönste Lage. Sie ist am rechten Lahnufer den Abhang des Schloß- 
Herges hinan erbaut und bietet, vom Schlosse oben auf diesem Berge oder von 
den gegenüberliegenden Höhen auf dem linken Lahnufer aus gesehen, ein pracht- 
volles Bild. In der Altstadt sind viele Straßen infolge ihrer terrassenförmigen 
Anlage abschüssig und durch enge Quergassen, die mitunter nur durch Treppeu 
Marburg. ^Photographie von Lautz & Isenbeck, Darmstadt.) 
In der Mitte des Bildes der Schloßberg mit dem Schloß und herrlichen Anlagen, rechts nahe 
dem Bildrande die zweitürmige Elisabethkirche. 
gebildet werden, miteinander verbunden. Die neuen Stadtteile um den Fuß 
des Schloßberges herum haben dagegen ebene, breite Straßen. Eine derselben, 
durch welche der jetzt überdeckte Marbach führt, heißt die Ketzerbachstraße. Es 
wird vielfach angenommen, daß Konrad von Marburg, der Beichtvater der 
heiligen Elisabeth, dort viele Ketzer verbrennen und ihre Asche in den Bach 
streuen ließ, der seitdem Ketzerbach genannt wird. In Wirklichkeit fanden die 
Verbrennungen in einem Seitentälchen des Marbachs statt. In Marburg ist 
die Universität der Provinz Hessen-Nassau. Sie wurde 1527 als erste prote- 
stantische Hochschule Deutschlands von Philipp dem Großmütigen gegründet 
und wird jetzt von über 2000 Studenten besucht. Außerdem besitzt die Stadt 
ein Gymnasium, ein Landgericht, eine Jrrenheilanstalt und eine Garnison (Jäger). 
Das schloß war ehemals Residenz der hessischen Landgrafen. 1529 fand in 
ihm das Religionsgespräch zwischen Luther und Zwingli statt. Jetzt ist das 
Schloß Aufbewahrungsort von Staatsurkunden (hessisches Staatsarchiv). Das 
hervorragendste Gebäude Marburgs und zugleich die schönste Kirche der Pro- 
vinz ist die herrliche Elisabethkirche mit zwei 75 m hohen Türmen. In ihr, 
ein im Meisterwerk gotischer Bauweise, befindet sich außer den Grabstätten
	        
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