Full text: Die Provinz Hannover (H. 4)

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Ansiedlungen am Fuße des Oberharzes. 
(Osterode und Goslar.) 
Unter den Städten, die den Verkehr des Gebirges mit der Ebene 
vermitteln, ist als wichtigste Osterode zu nennen (7100 Einw.). Die 
Stadt liegt gerade da, wo die Söse aus dem Gebirge tritt und vor 
den steilen Gipshöhen nach Norden umbiegt. Der Abbau des Gipses 
hat verschiedene Industrien ins Leben gerufen. Ebenso sind Fabriken 
entstanden, die aus den großen Tannenwäldern ihre Rohmaterialien 
beziehen (Eimerfabriken, Holzwollefabriken und Sägewerke). Die großen 
Blei- und Eisen-Hüttenwerke sind eingegangen, dagegen haben die 
Lohgerbereien und Wollwarenfabriken an Bedeutung gewonnen. Für 
den Bergbaubezirk des Oberharzes ist dort das große Kornmagazin; aus 
diesem Kornhause beziehen die Bergleute ihren Brotvorrat. „Jeder 
verheiratete Bergmann bekommt einen Kornzettel, der ihn berechtigt, 
von seinem Bäcker monatlich das Brot aus 1 Iii Korn zu festgesetzten 
billigen Preisen zu beziehen; für den unverheirateten Bergmann ist das 
halbe Quantum vorgesehen. Der Bäcker giebt den Zettel an den 
Müller, und dieser erhält gegen Vorzeigung der Brotzettel aus dem 
Magazin den Roggen" (Günther). 
Als Ausgangspunkt der gesamten Besiedelung des Oberharzes 
muß Goslar gelten; seine Bedeutung für das Harzgebirge läßt sich 
kaum völlig erschöpfen. Unter Kaiser Otto wird Goslar (Lager am 
Gießbache) zuerst- in einer auf uns gekommenen Schrift erwähnt. Die 
villa Goslar am Fuße des Rammelsberges lag inmitten des großen 
Königsgutes, zu dem der gesamte Oberharz und auch das breite Vorland 
am Nordfuße des Gebirges gehörte. Die Pfalz W erla, von wo aus 
sich schon Heinrich I. der andringenden Ungarn erwehrte, lag an der 
Nordgrenze des großen Reichs- und Königsbesitzes bei dem heutigen 
Orte Burgdorf an der Oker. Als sich die Wälder in der Ebene 
lichteten, war dies Königshaus für die Jagden im Harzer Bannwalde 
etwas abseits gelegen. Dem Bedürfnis, einen näher am Gebirge ge- 
legenen Ausgangspunkt für die Jagden zu haben, mag Goslar 
seine Entstehung verdanken. Der erste der Kaiser, der oft und länger 
in Goslar weilte, ist Heinrich II.; ihm dankt auch der Ort die 
Erweiterung zur Stadt. Dieser Sachsenkaiser und die folgenden aus 
dem Stamme der Franken schufen den kleinen Ort zu einer herrlichen 
Residenzstadt um. Heinrich III. ließ in seinem geliebten Goslar 
durch den klugen Mönch Beno den stolzen Dom, von dem nur noch 
die eigentümliche Vorhalle zu sehen ist, und das berühmte Kaiserhaus, 
den ältesten uns erhaltenen Palast Deutschlands, erbauen. Von dem 
Kaiserhause sind die Nebenbauten verschwunden; der noch vorhandene 
Teil ist derjenige, in dem die Reichsversammlungen abgehalten wurden. 
Von dem Flügel, der die Wohngemächer enthielt, sind nur noch die 
Grundmauern zu sehen. „Das Kaiserhaus liegt, die Stadt überragend, 
auf der Höhe des Kaiferbleeks. Von hier aus konnte Kaiser Heinrich 
der Schwarze die Stadt und seine Lieblingsschöpfungen überschauen.
	        
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