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Unterhalb Holzminden wird das Scheidethal wieder zu einem
Durchbruchs thal. In einem Laufe von 30 km Länge hat sich
die Weser in zahlreichen Windungen ihren Weg durch den Muschel-
kalk gegraben. In diesem schmalen Durchbruchsthale springen bald
links, bald rechts epheuumrankte Felsen in den Fluß vor, die nicht ein-
mal einer Straße neben dem Flusse Raum ließen. „Steingerölle hat den
Strom fast in die winzige Breite eines Flüßchens eingezwängt; zornig
peitscht die schäumende Flut das harte Gestein." Der Glanzpunkt in
dieser Flußgasse bei Polle und Bodenwerder ist die Teufels-
mühle. An halbkreisförmiger Krümmung steht eine Reihe wunder-
samer Felszacken am rechten Stromufer. Aus den Felssteinen hervor
brechen starke Quellen, deren Wasser in die Weser stürzt. Eben solch
Das Hochzeitshaus in Hameln.
schäumender Giesbach treibt eine klappernde Mühle, die wie ein
Schwalbennest am Felsen hängt; das ist die Teufelsmühle.
Von Bodenwerder ab bis zum Eintritte des Flusses in das Flach-
land erweitert sich das Flußthal zu einer weiten Mulde, in der der
sette Schlamm in einer Breite von mehreren Kilometern das feste Ge-
stein überdeckt. Durch die merkwürdige Bergspalte der Porta tritt
die Weser dann in die Ebene. Ein besonderer Anziehungspunkt in
diesem Thalbecken ist die alte Rattenfängerstadt Hameln. Hameln liegt
am rechten Flußufer, an einem Platze, wo das Hauptthal recht verengt
ist und von Westen und Osten kleine Nebenthäler einmünden. Felsen-
risse, die den Fluß durchsetzten, und eine Insel erleichterten die Anlage
einer Brücke. Von besonderer Schönheit ist Hamelns Umgebung durch
den sanften Ohrberg und den steilen Klüt, von denen der letztere
unmittelbar der Stadt gegenüber auf dem linken Weserufer 170 m
über den Flußspiegel sich erhebt.