78 Die fremden Erdteile.
2. Die großen Tiefebene» und östlichen Lergländer. a) Das
Land. Ostlich von den Anden breiten sich drei große Tiefländer aus:
die L lanos (ljanos-Ebenen) des O r i n o c o, die S e l v a s > Urwald-
gebiete) des A >n a z o n a s und die P a ni p a s (-Ebenen) des Rio de
l a P l a t a. Nach der O.-Küste zu find diesen Tiefländern zwei Mittel-
gebirge vorgelagert: die Hochebene von Guyana (giätta) mit dem
Pari m gebirge und das Bergland v o n B r a s i l i e n.
Die Llanos des Orinoco sind weite, bügellose Tiefebenen, welche
deu großen Bogen des Stromes an seiner ^V.-Seite begleiten. Beschreibe
den Lauf des Orinoco nach der Karte! Da die umliegenden Bergländer
den Wiudeu ihre Feuchtigkeit uehmeu, so siud die Ebenen ein großes
Steppengebiet mit einer Regenzeit (nach dem senkrechten Sonnenstande)
und einer Zeit der Dürre. Unter den Einwirkungen der Regenzeit sind
die Ebenen ein wogendes Grasmeer, das Weidegebiet von zahlreichen Riu-
der«, Pferden und mancherlei Wild, dem der Jagnar auflauert. Zur Trocken-
zeit siud sie ausgedorrt und versengt. An dem ausgetrockneten Schlamm
halten Krokodile und Schlangen ihren „Sommerschlaf". In den Sumpf-
gewässern lebt der große elektrische Aal. — Das Deltagelnet des Orinoco
ist Urwald. — Die Llanos gehören größtenteils zu Venezuela.
O erdurchschnitt durch Süd-Amerika in der Nähe des 17.0 s. Br,
Die Selvas (—Urwälder) des Amazonas breiten sich im Strom-
gebiete des Maranon (maranjon) oder Amazonenstromes aus und
sind etwa 7 mal so groß als das Deutsche Reich. Der Oberlaus des Mara-
non liegt im Hochgebirge der Anden. Hier fließt der Strom in einem nach
N. gerichteten Längsthal, durchbricht das Gebirge in einer Reihe von Felsen
thoren und tritt dann in die große, mit Urwald bedeckte Ebene ein. In
langsamem, ruhigem Laufe, fortwährend durch große Nebenflüsse verstärkt,
wälzt er seine Fluten nach dem Meere. Seine Mündung macht den Em»
druck, als ob sich hier eiu Süßwassermeer mit dem Ozean verbindet. Von
der Mitte des Stromes erblickt man im Mündungsgebiet kaum die Ufer.
— Obgleich der Amazonas an Länge von andern Strömen übertroffen wird,
so hat er doch den größten Wasserreichtum und das um-
sangreich ste Stromgebiet der Erde. (S- 27.)
Die Menge der Niederschläge, der Reichtum des Wassergeäders und
die tropische Wärme bringen die wundersame Üppigkeit des Pflanzenwuchses
hervor. Das Urwaldgebiet zeigt eine übergroße M a n n i g f a l t i g k e i t
b l ü t e n r e i ch e r W a l d g e w ä ch f e. Dicke Baumriesen, starke Schling-
gewächse und ein überaus dichtes Unterholz bringen jene Undurchdringlich-
feit des Waldes und ein dämmergleiches Waldesdunkel hervor, wie dies nur
der brasilische Urwald auszuweisen hat. — Reichhaltig ist auch die Tier-
welt Das meterlange Wasserschwein wird im Flusse vom K r o k o-
d i l, aus der Erde vom Jaguar verfolgt. Gleißende Schlangen, unter
ihnen die große B o a und die gefährliche K l a p p e r ich l a n g e, schießen
durchs Dickicht und ringeln Beute suchend an den Bäumen empor. Die
Welt der I n s e k t e n ist dnrch zahlreiche, farbenprächtige und auch große
Formen vertreten. Ein Heer von Papageien, Kolibris und fasanen¬