Der Peloponnesische Krieg bis zum Frieden des Nikias.
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das Belagerungsheer vor Sphakteria betraut. Aber der neue demo¬
kratische Feldherr gewann mit des Demosthenes Beistand unverhoffte
Lorbeeren. Er landete auf Sphakteria, griff den Feind an und
zwang ihn — es waren noch 292 Schwerbewaffnete, darunter 120
Spartiaten — zur Ergebung. Aus Rücksicht auf die Gefangenen,
welche die Athener sonst zu töten drohten, unterließen die Spartaner
von nun ab die verwüstenden Einfälle in Attika.
3) Der Feldzug auf der Chalkidike: Dieser Erfolg Athens
wurde mehr als reichlich auf ge wogen durch das Glück der Spartaner
auf der Halbinsel Chalkidike. Brasidas, der tatkräftigste der
spartanischen Kriegsführer, wurde auf seinen Wunsch dorthin ge¬
schickt, um den Athenern ihre Bundesgenossen auf der Halbinsel ab¬
spenstig zu machen. Bald nachdem die Athener im Mutterland bei
Delion durch die Böotier in offener Feldschlacht eine schwere Nieder¬
lage erlitten hatten, verloren sie an Brasidas Amphipölis1). Das Jahr
422 brachte eine vorläufige Entscheidung. Übermütig gemacht durch
seinen Erfolg von Sphakteria ließ sich Kleon zum Feldherrn gegen
Brasidas wählen, um ihm Amphipölis wieder zu entreißen. Un¬
weit der Stadt lagerte er sich voll Siegeszuversicht; da wurde sein
Heer bei einem Ausfall der Spartaner auseinandergejagt, und er selbst
fiel mit vielen ändern auf der Flucht. Aber auch der tapfere
Brasidas bezahlte seinen Sieg mit dem Leben.
in. Der Friede des Niklas 421.
Jetzt regte sich auf beiden Seiten die Sehnsucht nach Frieden
immer mächtiger. In Athen bekam Nikias und die Friedenspartei
wieder das Übergewicht; auch in Sparta war mit Brasidas das Haupt
der Kriegspartei aus dem Leben geschieden. So kam denn 421 vor
Chr. der auf 50 Jahre geschlossene Friede des Nikias zu Stande.
Sein Inhalt war der Hauptsache nach folgender: Athen und
Sparta sollten alle ihre Gefangenen und Eroberungen
gegenseitig herausgeben; eine Bedingung, welche freilich
von vornherein auf beiden Seiten, namentlich aber von Sparta,
nicht ehrlich gehalten wurde und mit der gleichzeitig die
Veranlassung zur späteren Erneuerung der Feindseligkeiten ge¬
geben war.
J) Einer der beiden athenischen Feldherren, der nachmalige Ge¬
schichtsschreiber Thukydides, wurde damals mit Verbannung bestraft
weil er nicht rechtzeitig von Thasos zum Entsatz von Amphipölis herbei'
gekommen sei.
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