Kursus II. Abschnitt III. §§ 95—97. 127
systeme der Oder verbunden ist. Diese günstige Lage hat neben dem Umstände, daß Berlin
jetzt der Mittelpunkt eines großen Reiches ist, hauptsächlich dazu beigetragen, daß die Stadt
schnell emporblühte. Jetzt ist sie die erste Industrie- und Manufakturstadt Deutschlands,
der wichtigste Knotenpunkt großer Eisenbahnlinien, und der geistige Mittelpunkt Deutschlands
(größte Universität im Deutschen Reiche, Museen für alle Zweige des Wissens). — Der
Stadtkreis Berlin bildet für sich allein einen Regierungsbezirk.
1. Potsdam (60000 Einwohner), die zweite Residenzstadt an der seenartig erweiterten
Havel in schöner Umgebung. Lustschloß Sanssouci, Schloß Babelsberg und Neues
Palais. — Charlottcnburg (190000 Einwohner), mit Berlin bereits nahezu verwachsen. —
Festung Spandau an der Mündung der Spree in die Havel. — Brandenburg an der Havel.
— Schlachtorte: Fehrbellin (18. Juni 1675), Groszbeeren (23. August 1813) und Dennewitz
bei Jüterbog (6. September 1813).
2. Frankfurt a. £>♦ (62000 Einwohner), drei große Messen. — In der Nähe das
Dorf Kunersdorf (Schlacht 12. August 1759). — Festung Küstrin am Einfluß der Warthe in
die Oder; in der Nähe Zorndorf (1758). — Landsberg a. W. — Die Städte Kottbus an der
Spree und Guben an der Lausitzer Neiße mit Tuchfabriken. — Im N. von Kottbus der
von unzähligen Armen der Spree dnrchfloffene Spreewald. Hier ist bei dem völligen Mangel
an fahrbaren Landstraßen der Kahn an die Stelle des Wagens getreten; auf ihm fahren
die Bewohner zu Wiese und Feld, zur Kirche und zur Schule (vgl. Fig. 48). Im Winter
bedient man sich allgemein der Schlittschuhe.
(§ 96.) proviiy Sachsen mit drei Regierungsbezirken.
25000 qkm; 21/2 Million Einwohner.
Die Provinz Sachsen liegt zwischen Brandenburg, Hannover, dem Königreich
Sachsen und den Thüringer Staaten; sie bildet ein wenig geschlossenes Gebiet,
welches durch Enklaven vielfach zerstückelt wird. Das Gebiet von Anhalt zerschneidet
die Provinz nahezu in zwei Teile, einen nördlichen (Magdeburg) und einen süd-
lichen (Halle a. d. S.); beide Teile werden nur durch einen sehr schmalen Streifen
(Aschersleben) miteinander verbunden. — Die Provinz ist im allgemeinen gut an-
gebaut, besonders fruchtbar ist die „Börde" im W. von Magdeburg und die Goldene
Aue (Helmethal) im 8. des Harzes. Wichtig ist der Bergbau. Bei Staßfurt wird
viel Salz gewonnen, am 80.-Abhange des Harzes Kupfer und Silber (Mansfeld).
1. Magdeburg an der Elbe (230000 Einwohner), Haupt-, Industrie-, Handelsstadt und
starke Festung. — Burg mit Tuchfabriken. — Statzfurt mit bedeutendem Bergbau auf
Salze und lebhafter Industrie im Anschluß daran. — Halberstadt in der Nähe des Harzes.
— Quedlinburg. — Ascherslebcu.
2. Merseburg an der Saale. — Halle an der Saale (160000 Einwohner), Universität,
Franckesche Stiftungen. — Festung Torgau. — Wittenberg mit den Gräbern und Standbildern
Luthers und Melanchthons. — Eisleben, Bergbau auf Silber und Kupfer; Geburts- und
Sterbeort Luthers. — Weitzenfels. — Schlachtorte: Lützen (1632), Großgörschen (1813),
Rotzbach (1757), Auerstedt (1806) und Mühlberg (1547).
3. Erfurt (85000 Einwohner) an der Gera, einem Zuflüsse der Unstrut, berühmt
durch seine Gärtnereien. — Nordhausen am Rande der Goldenen Aue, deren Reichtum an
Getreide hier die EntWickelung einer weit berühmten Schnapsbrennerei zur Folge hatte. —
Mühlhausen. — Getrennt vom Regierungsbezirk liegen Suhl und Schleusingen (Gewehr-
und Stahlwarenfabriken) im Thüringer Walde.
(§ 97.) provin) Hannover mit sechs Regierungsbezirken.
38500 qkm; 2^/s Million Einwohner.
Der nördliche Teil des früheren Königreichs Hannover, von der Elbe bis zur
Grenze der Niederlande, gehört dem Germanischen Tieflande und der südliche dem